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94 Alexander Auf der Heyde
auch lange nach Moritz Thausings Antrittsrede (1873) noch nicht von dem Anspruch
einer »Künstlerkunstgeschichte« losgesagt hat.93
Abschließend bleibt zu bemerken, dass Eitelberger im Gegensatz zu Semper na-
türlich kein origineller Ästhetiker oder gar Stiltheoretiker war, seine wissenschafts-
geschichtliche Relevanz aber auch nicht auf die eines Kulturpolitikers und begabten
Organisators reduziert werden sollte. Ähnlich wie im Falle Kuglers zeigt sein Werk
und Wirken, dass eine organisch durchdachte Reform der staatlichen Kunstinstitutio-
nen ohne eine klar definierte kunsttheoretische Position nicht zu bewerkstelligen wäre.
Insofern darf man Eitelberger durchaus als pragmatischen Systematiker mit nicht zu
unterschätzenden philologischen und kennerschaftlichen Kompetenzen ansehen.
* * *
Anhang
Kritische Edition von Rudolf von Eitelbergers Vorlesungsprogramm ȟber Theorie
der bildenden Künste« (1848–51
ca.)
Es handelt sich um ein Konvolut von vier beidseitig beschriebenen Blättern und vier-
zehn Zusatzblättern mit stichpunktartigen Aufzeichnungen (Abb. 1). Die Entstehung
des undatierten Manuskripts fällt in den Zeitraum 1848/49, einige Varianten könn-
ten bis ins Jahr 1851 reichen. Der Text ist mehrmals überarbeitet worden, was auch zu
strukturellen Veränderungen führt, denn die in der ersten Fassung befindliche Num-
merierung der Paragraphen ist durch Hinzufügung weiterer, teils auf separaten Blättern
befindlicher Abschnitte stark geändert worden. Die unzähligen Streichungen und Kor-
rekturen im Manuskript sind stillschweigend übernommen und lediglich dann in den
Fußnoten vermerkt worden, wenn diese wesentliche Überarbeitungen offenbaren oder
in der Endfassung nicht genannte Quellen enthalten. Darüber hinaus finden sich in den
Fußnoten in eckigen Klammern die entsprechenden Verweise auf zitierte Literatur und,
soweit vorhanden, auf Texte, die im Inventar von Eitelbergers Privatbibliothek verzeich-
net sind. Auch in diesem Falle ist die Annotation auf ein Mindestmaß beschränkt.
93 Zu Thausings Wiener Vortrag, vgl. Locher, Kunstgeschichte als historische Theorie der Kunst (zit.
Anm. 29), S. 45–55. Die jüngst rehabilitierte Figur Heinrich Ludwigs ist ein treffendes Beispiel
dafür, dass der Prozess der Verwissenschaftlichung der Kunstgeschichte keineswegs linear verlaufen
ist und dass parallel zur universitären Kunstgeschichte die Tradition der Künstlerkunstgeschichte
recht lange existierte. Vgl. M. Gaier, Heinrich Ludwig und die »ästhetischen Ketzer« : Kunstpolitik,
Kulturkritik und Wissenschaftsverständnis bei den Deutsch-Römern, Wien/Köln/Weimar 2013.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien