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156 Robert Stalla
LehrstuhlgrĂĽndung am Wiener Polytechnikum in den Jahren 1810 bis 1812, die als
Markstein des Faches zu gelten hat, steht hier Eitelbergers Tätigkeit an diesem Insti-
tut im Fokus. Diskussionspunkte zielen u. a. auf die Motive fĂĽr seine Bewerbung, sein
Lehrangebot und die HintergrĂĽnde fĂĽr sein frĂĽhes Ausscheiden, die sowohl im Kontext
seiner zeitgleichen Anstellungen an der Universität und an der Akademie der bildenden
KĂĽnste als auch in ihrer Bedeutung fĂĽr seine 1864 erfolgte GrĂĽndung des k. k. Ă–ster-
reichischen Museums fĂĽr Kunst und Industrie zu analysieren sind. Die neue Quellenbasis
mit der Vielzahl bisher unveröffentlichter Dokumente trägt nicht nur dazu bei, eine kla-
rere Vorstellung von Eitelbergers fachlichem Netzwerk zu vermitteln und die Aufgaben
und Probleme aus der Frühzeit seiner akademischen Arbeit zu präzisieren. Sie erlaubt
es auch, die nach der Mitte des 19. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum geführ-
ten Diskussionen über die neue Disziplin schärfer zu fassen. Damit verbunden ist die
Erkenntnis, dass die Geschichte, Bedeutung und Perspektive der Kunstgeschichte an
polytechnischen Instituten bzw. technischen Hochschulen und Universitäten bis heute
unzureichend untersucht wurden, was das Ziel kĂĽnftiger Forschungen sein muss.2
1810–1812 : der Plan für eine Lehrkanzel für Kunstgeschichte
Die Kunstgeschichte als ordentlichen Lehrgegenstand am neu zu grĂĽndenden Polytech-
nischen Institut in Wien zu etablieren, war bereits das Anliegen Johann Joseph PrechtlsÂ
–
von 1815 bis 1849 Direktor der neuen Lehranstalt. Prechtl, ein studierter Jurist und
Philosoph sowie wissenschaftlich hoch dekorierter Technologe,3 erhielt im März 1810
Technische Hochschule in Wien. Ihre GrĂĽndung, Entwicklung und ihr bauliches Werden (hg. von
R.Â
H. Kastner), Wien 1965, S.Â
311–316.
2 Zu diesem Thema veranstaltete die Abteilung Kunstgeschichte der Technischen Universität Wien
vom 10.–12.Â
Januar 2019 eine wissenschaftliche Tagung unter dem Titel »Kunstgeschichte an Poly-
technischen Instituten, Technischen Hochschulen und Technischen Universitäten. Geschichte –
PositionenÂ
– Perspektiven«.
3 Prechtl, der zunächst Rechtswissenschaften an der Universität Würzburg studierte, war ab 1802 als
Reichsrat in Wien tätig, wo er zahlreiche physikalische und chemische Experimente durchführte
und 1805 für seine Abhandlung über die Physik des Feuers von der Königlich-Niederländischen
Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet wurde. 1809 war er in Triest mit der Errichtung und
Leitung einer Real- und Navigationsschule betraut. Nach Wien zurückgekehrt, beschäftigte er sich
u. a. mit den Grundlagen des Vogelflugs und grĂĽndete 1816 gemeinsam mit Johann Arzberger nach
Forschungen über öffentliche Gasbeleuchtungen eine der ersten gastechnischen Erzeugungsanla-
gen fĂĽr die Gewinnung von Leuchtgas aus Steinkohle in Wien. Hierzu : K. Weiss, Prechtl, Johann
Josef Ritter von, in : Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 26, Leipzig 1888, S. 539 ; W. Kummer,
Prechtl, Johann Josef von, in : Österreichisches Biographisches Lexikon 1850–1950, Bd. 8, Wien
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Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia RĂĽdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien