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170 Robert Stalla
selbst stets betont – ist hierfür die erstrangige Bedeutung des 1852 eröffneten South
Kensington Museums, in dem die »Anwendung der Kunst im Handwerk« als Vorbild
für die britische Bevölkerung in einem kommerziellen Kontext gezeigt werden sollte.
Bisher kaum hinterfragt wurde hingegen die zentrale Rolle, die hierbei das ehemalige
Konservatorium für Wissenschaften und Künste gespielt haben könnte. Ihm darf bei
der Entwicklung dieser Idee vielleicht sogar eine Initialwirkung zuerkannt werden. Das
Österreichische Museum sollte nämlich den Worten Eitelbergers zufolge »den vaterlän-
dischen Industriellen die Benützung der Hilfsmittel […] erleichtern, welche die Kunst
und Wissenschaft für die Förderung der gewerblichen Tätigkeit und insbesondere für
die Hebung des Geschmacks in so reichem Maße bieten«.78 Diese Ziele waren nicht
nur in der Satzung des Polytechnischen Instituts verankert, sondern sie galten auch ins-
besondere fĂĽr die dortige Sammlung. Ihr kam dann beim Aufbau seines Museums auch
eine große Bedeutung zu. Eitelberger, befugt durch ein allerhöchstes Handschreiben
vom 7. März 1863, traf hier »persönlich die Auswahl« jener Exponate, die bei der Er-
öffnung den Grundstock des Österreichischen Museums bildeten.79
Eitelbergers zwischen 1849 und 1850 am Polytechnischen Institut in Wien wahr-
genommene kunsthistorische Lehrtätigkeit bildet innerhalb seiner Laufbahn zwar nur
eine kurze Episode. Gleichwohl darf ihr bei der Beurteilung seiner Pionierleistung hin-
sichtlich der Neubestimmung des Faches, dem er mit seiner akademischen, musealen
und denkmalpflegerischen Tätigkeit, mit seinem Engagement für die zeitgenössische
Kunst- und Kulturpraxis und mit seinen publizistischen und bildungspolitischen Inte-
ressen gemeinsam mit anderen zur Autonomie verhalf, ein besonderer Rang zuerkannt
werden. Diese Lehrtätigkeit erhält vor dem Hintergrund derÂ
– oben vorgestelltenÂ
– Dis-
kussionen der Jahre 1810 bis 1812 um die Einrichtung der ersten kunsthistorischen
Lehrkanzel in Wien besonderes Gewicht. Eitelberger war dann der Erste, der sich am
Polytechnikum mit seinen Vorlesungen dezidiert an Architekten und Gewerbetreibende
wandte und sich damit nicht nur den Aufgaben der Gegenwart stellte, sondern auch
wichtige Weichenstellungen fĂĽr die Zukunft vornahm. Umgekehrt verdankt Eitelberger
dem spezifischen Profil des Instituts, insbesondere seiner bedeutenden Lehrsammlung,
ganz offensichtlich zentrale Anregungen für sein späteres fachliches Selbstverständnis,
mit dem er u. a. die Erzeugnisse der Kunst und Industrie in den Fokus rĂĽckte. Zugleich
sche Kunst-Institute und kunstgewerbliche Zeitfragen (Gesammelte kunsthistorische Schriften von
Rudolf Eitelberger von Edelberg, II), Wien 1879, S.Â
81–117 ; Kunst und Industrie. Die Anfänge des
Museums für Angewandte Kunst in Wien (Ausst. Kat. MAK – Österreichisches Museum für an-
gewandte Kunst, 31.Â
Mai–3.Â
September 2000, hg. von P. Noever), Ostfildern-Ruit 2000 ; Dobslaw,
Quellenschriften (zit. Anm.Â
74), S.Â
34 f.
78 Eitelberger, Die GrĂĽndung des Ă–sterreichischen Museums (zit. Anm.Â
77), S.Â
100.
79 Die k. k. Technische Hochschule in Wien 1815–1915 (zit. Anm.Â
1), S.Â
277.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia RĂĽdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien