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176 Timo Hagen
Ausgehend von Eitelbergers bislang kaum beachtetem Aufsatz Die kirchliche Archi-
tektur in Österreich3, den er 1853, kurz nach seiner Ernennung zum ersten außerordent-
lichen Professor für Kunstgeschichte an der Universität Wien, erstmals veröffentlichte,
wird dabei der Bogen geschlagen bis zu seiner Kritik der ›deutschen Renaissance‹ Ende
der 1870er Jahre, die sich selbst als kulturpolitische Attacke erweisen wird. Eine wich-
tige Zwischenstation bildet dabei Eitelbergers ebenfalls noch nicht eingehend analy-
sierter Beitrag Die Renaissance in Wien von 1871.4 Damit wird ein Zeitraum abgedeckt,
der nicht nur für die Institutionalisierung der Kunstgeschichte in Wien unter maßgeb-
licher Mitwirkung Eitelbergers ein entscheidender war und in dem das Bauwesen durch
die Wiener Stadterweiterung in Form der Ringstraße enormen Auftrieb erhielt.5 Es
ist zugleich eine Zeit zahlreicher, die Stellung der Habsburgermonarchie in Europa er-
schütternder politischer Brüche : Sie schließt den Neoabsolutismus in Reaktion auf die
gescheiterte Revolution von 1848/49 ebenso ein wie die Verluste der habsburgischen
Besitzungen in Italien infolge der italienischen Unabhängigkeitskriege 1859 und 1866,
das Ende des Deutschen Bundes als Resultat der österreichischen Niederlage im Krieg
gegen Preußen 1866, den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 und schließ-
lich die deutsche Reichsgründung im Nachgang des Deutsch-Französischen Krieges
1870/71.
Es wird zu fragen sein, welche Relevanz diese Ereignisse für Eitelbergers architek-
turkritische »Positionierung« Österreichs im internationalen Baugeschehen hatten. Der
Begriff der »Positionierung« wird hier im Sinne Michaela Mareks verwendet, um Äuße-
3 R. Eitelberger von Edelberg, Die kirchliche Architektur in Oesterreich I–IV, in : Oesterrei-
chische Blätter für Literatur und Kunst, 1, 1853, Nr. 1 (03.01.), S. 5, Nr. 2 (10.01.), S. 10–12, Nr. 5
(31.01.), S. 29 f., Nr. 6 (07.02.), S. 34 f. Der Text wurde 1852 verfasst und später mit einigen stilis-
tischen Überarbeitungen erneut veröffentlicht in : ders., Kunst und Künstler Wiens der neueren
Zeit (Gesammelte kunsthistorische Schriften von Rudolf Eitelberger von Edelberg, I), Wien 1879,
S.
349–379.
4 Die Renaissance in Wien [Referat eines Vortrags von Rudolf Eitelberger von Edelberg], in : Neue
Freie Presse, Nr.
2617, 06.12.1871, Abendblatt, S.
4 ; Neuabdruck in : Deutsche Bauzeitung, 6, 1872,
S.
10–12.
5 Zu Eitelbergers Beitrag zur Institutionalisierung der Kunstgeschichte siehe M. Rampley, The Idea
of a Scientific Discipline : Rudolf von Eitelberger and the Emergence of Art History in Vienna,
1847–1873, in : Art History, 34, 2011, H. 1, S. 54–79. Grundlegend zur Ringstraße : Die Wiener
Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Jo-
seph (hg. von R. Wagner-Rieger), 11
Bde., Graz 1969–1970, Wiesbaden 1972–1981 und zuletzt :
Die Ringstraße. Das Buch (hg. von A. Fogarassy), Ostfildern 2014 ; Der Ring. Pionierjahre einer
Prachtstraße (Ausst.-Kat., Wien Museum, hg. von A. Nierhaus), Wien 2015 ; H.
R. Stühlinger,
Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße. Entstehung, Projekte, Auswirkungen, Basel 2015 ; Vom
Werden der Wiener Ringstraße (hg. von H.
R. Stühlinger), Wien 2015.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien