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Rudolf von Eitelberger und die Wiener Bildhauerschule 235
Am 23. Mai 1872 berichtet er, dass er zusammen mit Kundmann den Bauplatz für
die neuen Bildhauerateliers angesehen habe. In einem Gasthaus habe er sogleich einen
Entwurf für das neue Atelier gezeichnet und diesen bereits einem jungen Architekten
zur Reinzeichnung übergeben.44 Am 9. Juni 1872 berichtet er, dass Kundmann ihn in
seinem Münchner Atelier besucht habe und dass man bei dieser Gelegenheit die Pläne
für die neuen Bildhauerateliers besprochen habe.45
Eitelberger wurde von Zumbusch also bestens über sämtliche Fortschritte informiert.
Leider wissen wir nicht, welche Empfehlungen und Zusagen Eitelberger im Namen
des Ministeriums oder der Akademie der bildenden Künste geben konnte. Als Zumbusch
dann endlich vom Ministerium den offiziellen Ruf nach Wien erhielt, freute er sich
über die großzügigen Zuwendungen und schrieb : »Alles das habe ich nur Ihnen zu ver-
danken.«46
Im März 1875 musste sich Eitelberger in einem Gutachten zu den drei eingereich-
ten Entwürfen für das Maria-Theresia-Denkmal über die unterschiedlichen Kunstauf-
fassungen der beiden Akademieprofessoren Kundmann und Zumbusch äußern.47 In
seiner Vorlesung hatte Eitelberger behauptet, dass sich Kundmann und Zumbusch ideal
ergänzen, ohne dies jedoch mit Argumenten zu untermauern. Diese finden sich in dem
genannten Gutachten, in dem er die »Frage des Styl-Prinzips in den Vordergrund« stellt
und Kundmann der idealen, Zumbusch dagegen der historisch-malerischen Kunstauf-
fassung zuordnet. Kundmann setze sich ȟber die historischen Details des Programms
hinweg, […] um den idealen Charakter der Kaiserin« durch die sehr schöne Haltung
und Gewandung darzustellen. Zumbusch stelle dagegen »den Porträt-Charakter in den
Vordergrund«. Besonderen Gefallen findet er an Zumbuschs neuer »Art der Gruppen-
bildung«, (also) bei den vielen darzustellenden Personen der Zeitgeschichte, die je nach
Bedeutung im Vordergrund erscheinen oder mehr in den Hintergrund gerückt sind. Der
Entwurf von Johannes Benk, der ebenfalls zu dem eingeschränkten Wettbewerb einge-
laden worden war, sei nach seiner »subjektiven Auffassung« der schwächste. Benk halte
sich zwar am genauesten an die Ausschreibung, aber er versuche sowohl dem realisti-
schen als auch dem idealistischen Zuge zu entsprechen und verfolge nicht entschieden
genug ein einziges Prinzip. Letztlich empfiehlt Eitelberger den Entwurf Zumbuschs,
rät aber doch, eine richtige Jury hinzuzuziehen, bestehend aus zwei Künstlern der Aka-
demie, zwei Mitgliedern der Künstlergenossenschaft und zwei Künstlern aus dem Aus-
44 WBR, H.I.N.
22.793, Brief vom 23.05.1872.
– Zur Rolle Stremayrs in der Atelierfrage siehe : Köck,
Dr. Karl Stremayr (zit. Anm.
35), S.
138 f.
45 WBR, H.I.N.
22.794, Brief vom 09.06.1872.
46 WBR, H.I.N.
22.792, Brief vom 05.05.1872.
47 WBR, H.I.N.
23.474.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien