Page - 246 - in Rudolf Eitelberger von Edelberg - Netzwerker der Kunstwelt
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246 Matthias Noell
der Mittheilungen, erschienen 1856, nimmt ein Beitrag Eitelbergers die prominente
Stelle auf der Titelseite und daher jene eines durchaus programmatischen Leitartikels
ein. Und auch Eitelbergers letzter Satz in seinem Einleitungstext liest sich wie der des
leitenden HerausgebersÂ
– und kann daher entweder als Anmaßung oder als Hinweis auf
eine tatsächliche herausgehobene Position interpretiert werden :
Diese Blätter werden daher ihre Aufgabe vollständig erreichen, wenn sie Zerstörungen entge-
gentreten, den Samen der Belehrung ausstreuen und jenes Baumateriale fĂĽr die Wissenschaft
der Alterthumskunde aufspeichern, das gegenwärtig entweder noch ganz unbearbeitet daliegt,
oder in tausend Büchern, Journalen und Flugschriften zerstreut ist. Möchten alle Kräfte sich
zu diesem Zwecke einigen, möchte es ihrem vereinten Wirken gelingen, diesem Organe Ach-
tung bei den Fachgenossen und Theilnahme bei dem lesenden Publikum zu erwecken !15
Mit der »Aufgabe der Alterthumskunde in Österreich« handelt es sich also um nichts
weniger als eine grundlegende Positionsbestimmung, die man hier vom Präsidenten
Czoernig oder doch wenigstens von einem der Kommissionsmitglieder hätte erwar-
ten können. Der Präsident hatte sich zwar im ersten Jahrbuch, also im selben Jahr, mit
einem abgedruckten Vortrag ebenfalls zu Wort gemeldet, blieb jedoch bei einer allge-
meinen Darlegung der Problemlage. Stattdessen also Eitelberger, und es ging durchaus
so weiter. Die Hefte 1 bis 3 enthalten zwar zunächst mehr oder weniger monografische
Abhandlungen zu Kirchen, Kreuzgängen, Kirchentüren oder römischen Wasserlei-
tungsfunden und waren also der gewĂĽnschte und angekĂĽndigte Sammlungsort fĂĽr die
Beschreibung von Denkmalen. Heft 4, 5 und 7 beginnen jedoch wiederum mit einem
ĂĽbergeordneten Thema aus der Feder Eitelbergers, dem dreiteiligen Aufsatz Zur Ori-
entirung auf dem Gebiete der Baukunst und ihrer Terminologie. Um den Anspruch dieses
Artikels deutlich zu machen, genügt es, seinen ersten Satz zu zitieren : »Nichts fördert
die Klarheit des Denkens und das Eindringen der Wissenschaft in das Leben so sehr,
als eine richtige Terminologie.«16 Während Eitelberger sich im zweiten Jahrgang auf-
fallend zurĂĽckhieltÂ
– möglicherweise standen andere Aufgaben wie die Publikation der
Mittelalterlichen Kunstdenkmale im Vordergrund –, startete die Januarausgabe 1858 er-
neut mit einem »Wort zur Orientirung«, wie es im Untertitel des Artikels Kunst und
15 Eitelberger, Aufgabe der Alterthumskunde (zit. Anm.Â
9), S.Â
3.
16 R. Eitelberger von Edelberg, Zur Orientirung auf dem Gebiete der Baukunst und ihrer Ter-
minologie. I. Byzantinisch und Romanisch, in : Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, 1, 1856, H.Â
4, S.Â
49–52 ; II.Â
Die byzantinischen Bau-
formen, in : ebenda, H. 5, S. 69–77 ; III. Der romanische Baustyl im Verhältniss zu anderen Bau-
stylen des Mittelalters, in : ebenda, H.Â
7, S.Â
117–121. Hier I., S.Â
49.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia RĂĽdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien