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256 Matthias Noell
und ungewollte Denkmale finden, auch zur Relativierung der ästhetischen Werte, die
im Kern von Riegls Denkmaltheorie stehen :
Die Verbindung zwischen Denkmal und Kunst ist alt, sie ist schon in der rohesten primi-
tivsten Form vorhanden, wenn auch die menschliche Cultur auf einem gewissen Höhepunkt
angelangt sein muss, damit das Bedürfniss einer Kunstform lebendiger hervortrete. Dann erst
gewinnen die Völker Einsicht und klares Bewusstsein über die Natur, die Bedingungen und
den Reiz der Kunst ; sie verbinden systematisch und absichtlich die Kunstformen mit der his-
torischen Erinnerung, und lange schon ist die That, der Held vergessen, dem zu Ehren das
Monument errichtet wurde, während noch späte Generationen an der Kunst des Monumentes
sich erfreuen, bilden und erheben.38
Man könnte sogar die Frage stellen, ob Riegls bis heute nebulös gebliebenes Konzept
des »Kunstwollens« nicht auch einen maßgeblichen Ausgangspunkt in Eitelbergers
»Bedürfniss einer Kunstform« hatte, ein Begriff, den allerdings auch er nicht näher
ausführte.39 Unplausibel und erstaunlich wäre eine solche Bezugnahme Riegls allein
vor dem Hintergrund seiner Biografie kaum, kam er doch 1884, also noch ein Jahr vor
Eitelbergers Tod, an dessen Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, und auch
mit seinen Tätigkeitsbereichen an der Universität Wien und in der Zentralkommission
wiederholten seine Stationen die vorangegangenen Eitelbergers. Dass Hans Tietze in
seiner Notiz zu Riegl in der Neuen Österreichischen Biographie auf Eitelbergers »wissen-
schaftliche Gesinnung« verwies, mag ein kleines Indiz für die Vermutung solcher Steine
des Anstoßes sein.40
Rudolf von Eitelbergers denkmaltheoretische Position bleibt jedoch äußerst frag-
mentarisch, seine wie hingeworfen erscheinenden Ausführungen und die nur hier und
da auftauchenden diesbezüglichen Passagen und Begriffe lassen sich kaum zu einer ge-
schlossenen und längerfristig gültigen Theorie oder Methode zusammenfügen
– im Ver-
gleich mit seinen europäischen Kollegen, man könnte Arcisse de Caumont beispielhaft
anführen, war dies jedoch gar nicht weiter ungewöhnlich und durchaus zeittypisch.
38 Eitelberger, Kunst und Alterthum (zit. Anm.
17), S.
2.
39 Ebenda.
40 H. Tietze, Alois Riegl, in : Neue Österreichische Biographie 1815–1918. 1. Abt.: Biographien,
Bd.
8 (hg. von E. Rollett), Wien 1935, S.
142–150, hier S.
143.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien