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Da weidet des reichen Nonnenklosters
Zahlreiche Heerde, Kunz, der Hirt.
Um's täglich liebe Brot mußt' er die Schafe hüthcn,
Wozu zur Lichtmeßzeit
Noch eine Wurst, ein Strauß geweihter Blüthcn
Gereicht ihm ward.
Drob war er nicht mit seinem Loos zufrieden
UnH seufzte^ n den Strom: Wer doch ein Fischlcin war'!
Schnell stand ein artig Fischermädchen,
Als er es kaum gesprochen, da.
Du möchtest gern, sprach sie, ein Fischlein werden?
Ey, lächelte der Hirt, nun ja —
»Und würdest dann gefangen und gebraten,
Gesotten und verzehrt!« — Was thät's?
Und meinet ihr, daß ich so wohl berathen?
Die Lämmer, die ich hüthe, essen
Die Klosterjungfern, und mir wird
Ein Pfündlein Brot tagtäglich zugemessen,
Das immer schwarz, und oft gar kläglich ist;
Doch war' ich hier ein Fischlein in den Wellen
Gehört'ich zu der Nixe Hausgesellen. —
»Und würde
sie sich dir wohl rauben lassen?
bezeichnenden gewählt, und erlaube mir hier nur die
Schlußbemerkung dieses Gedichtes zur Wissenschaft der
Ehemänner anzuführen:
Manch Weiblein hielt's seitdem erlaubt.
Daß sie, wenn's ihr beliebt,
Auch ohne Noth des Mannes Haupt
Etwas zurechte schiebt;
Drum gilt von wilder Ehefehde
Der Ausdruck noch als Sprichwortredc.
*) Zu Oberweimar.
Ruinen
oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Volume 2
- Title
- Ruinen
- Subtitle
- oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen
- Volume
- 2
- Author
- Gerhard Dützele von Coeckelberghe
- Publisher
- Lechner, Univ.-Buchhändler
- Location
- Wien
- Date
- 1834
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.85 x 28.96 cm
- Pages
- 206
- Keywords
- Märchen, Legenden, Sagen
- Categories
- Geschichte Vor 1918