Page - 79 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Volume 3

— 79 " Wie der geistreiche Knabe durch solche Vorzüge die Gunst der Geistlichen am Hofe gewann, so er- warb er noch mehr die Liebe aller Ritter, die in ihm ein Vorbild alt-ritterlicher Herrlichkeit wie- der aufleben sahen. Denn keiner war ihm an Be- hendigkeit und Stärke des Leibes und Waffenübung überlegen. Aber dieser ritterliche Fürst, so reich begabt Mit allen Vorzügen, welche Frauengunst zu erwer- ben vermögen, faßte im sechs und zwanzigsten Le- bensjahre den raschey Entschluß zu der feperlichen Verpflichtung, sich nie zu vermählen. Sein älterer Bruder, Kurfürst Ludwig, starb im Jahre i44g, und empfahl in seinen letzten Augenblicken seinen unmündigen Sohn der Sorgfalt des Oheims. Fr ied- rich übernahm als Vormupd die Verwaltung des Landes; aber Deutschland empfand schwer die Stür- me des Faustrechts; und die Rheinpfalz hatte so mächtige Nachbarn, Baden, Hessen und besonders das glücklich aufstrebende Würtcmbcrg, daß des Lan- des Wohl besser berathen zu sepn schien^ wenn hier ein kräftiger Fürst im eigenen Nahmen gebothe. Drey Jahre nach seines Bruders Tode übernahm daher Friedrich die Selbstherrfchaft und die Kur- würde. Des Vaterlandes Heil und Ruhm lag ihm vor Allem am Herzen; der Stamm der Witelsba« cher sollte übermächtig am Rheine gebitthen, und