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178 Markus Krajewski
Zettel zu erfassen ist.52 Adam Bartsch, fünfter Skriptor und späterhin Leiter der Kupfer-
stichsammlung, vervollständigt diesen Entwurf weiter zur endgültigen Instruktion.
Dabei ergänzt er die notwendigen bibliographischen Anforderungen um eine ausführ-
liche und jedwede Eventualitäten abfangende Verhaltensvorschrift. Vervollständigt
werden diese Befehle noch durch einen Ablaufplan, der die Reihenfolge und Vorgehens-
weise regelt. Der vollständig ausgearbeitete Plan erreicht van Swieten mit einer Bemer-
kung versehen, welche den Standardisierungswillen der Instruktion erneut hervorhebt.
Das übergeordnete Ziel eines vollständigen, vereinheitlichten und ästhetisch befriedi-
genden Katalogs lasse sich nur erreichen, wenn man gegen die drohende Diversifikation
der Resultate vorgehe und dem unsystematischen Abschreiben Einhalt gebiete:
„Dieses sind einige Anmerkungen, die vielleicht in einer ausführ
licheren Vorschrift
zur Verfertigung eines neuen Katalogs, wenigstens zum Theil, Statt finden dürften,
und die mich deswegen unterfange, EURER FREIHERRL. GNADEN hiermit
gehorsamst zu überweisen. Es kömmt nunmehr auf HOCHDIESELBEN an, selbe zu
prüfen und davon Gebrauch zu machen. Eine ähn liche Vorschrift, die jeder Scriptor,
der zu Bearbeitung des Katalogs angestellet ist, immer zur Hand haben soll, muß
weniger ein Unterricht, wie man einen Katalog, oder die einzelnen Bestandteile dessel-
ben schreiben sollen, als eine Richtschnur sein, nach der jeder auf gleiche Weise zu
arbeiten hat. Ich wenigstens setze voraus, daß jeder von uns Büchertitel zu schreiben
wisse, dennoch würde die Verschiedenheit der Art und Methode, in der sie geschrie-
ben würden, wenn auch jede davon für sich untadelhaft wäre, am Ende eine Ungleich-
heit im Ganzen hervorbringen, die den Katalog, wo nicht undeutlich machen, aber
doch demselben eine Zierde und das Aussehen benehmen würde, daß er nur zu einem
Zweck, aus einem Gesichtspunkt, und nach einem System verfertigt worden seie.“53
So pendelt der Entwurf vom Entwurf an Seine Freiherr
liche Gnaden zurück, wel-
che den Befehlssatz initialisiert. Die Instruktion geht ohne weitere Änderungen zurück
an ihren eigent lichen Autor Adam Bartsch, diesmal allerdings als Adressat der vorzu-
nehmenden Arbeit. Ein kurzer Blick auf den Personalstand der Bibliothek im Früh-
jahr 1780 zeigt die großzügige Ausstattung des Prozesses. Unter dem Präfekten
Gottfried van Swieten und seinem Direktor beschäftigt die Hofbibliothek eine Mann-
schaft von zwei Kustoden, fünf Skriptoren und vier Bibliotheksdienern.54 In Anbe-
tracht der zu bewältigenden Bücherströme sieht van Swieten die Unzulänglichkeit der
bisherigen Kräfte und stellt demzufolge sieben dringend benötigte Hilfskräfte ein. Mit
dieser Exekutivkraft weist die Hofbibliothek, von den üb
lichen Fluktuationen durch
Zu- und Abgänge abgesehen, einen vorläufigen Rekord in ihrer Beschäftigungsquote
auf, den sie bis weit ins 19.
Jahrhundert nicht wieder erreichen wird.55
Alle Schreib-/Lese-Köpfe sind damit eingeschaltet und vom Programm der
Bartsch’schen Instruktion in Formation gebracht, die Befehle von Seiner Freiherr lichen
52 Ebenda, 1. Teil.
53 Bartsch 1780 (Petschar / Strouhal / Zobernig 1999), 125, Hervorhebung im Original.
54 Vgl. Petschar 1999, 24–25.
55 Vgl. Mosel 1835, 177.
Schöne Wissenschaften
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
- Title
- Schöne Wissenschaften
- Subtitle
- Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
- Author
- Nora Fischer
- Editor
- Anna Mader-Kratky
- Publisher
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8642-7
- Size
- 20.9 x 29.3 cm
- Pages
- 306
- Category
- Kunst und Kultur