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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
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222 Debora J. Meijers Besucher.38 Es lohnt sich, diese Reaktionen näher zu betrachten. Bemerkenswert ist, wie darin eine Übersicht der damaligen Bevölkerung (mit Ausnahme von Bauern, Bettlern und Kriminellen) präsentiert wird.39 Nachstehend folgt eine Übersicht der vier Besucherkategorien, die sich anhand der jeweiligen Quellen zwischen 1773 und 1813 unterscheiden lassen. Bei jeder Kategorie wird, soweit möglich, angegeben, was sie (selbst) in den Sammlungen suchten und welchen Nutzen sich die Obrigkeit von ihrem Besuch erwartete. 1) „Ansehn liche Standespersonen“ aus dem In- und Ausland bzw. „Les Personnes de distinction“, „Personen vom Range“, „besondere distinguirte Personen“ Im täg lichen Leben der Standespersonen – der Mitglieder des Adels und der Haute Bourgeoisie – konnte der Besuch einer Sammlung ernsthaften Studienzwecken dienen, aber auch eine Form der Entspannung und Unterhaltung sein. Außerdem konnte es die Form einer sozialen Veranstaltung annehmen, während der die Bande mit Standes- genossen gepflegt und neue Kontakte geknüpft wurden. Die Tagebücher des Grafen Karl von Zinzendorf vermitteln einen Eindruck dieser „Multifunktionalität“. So zeichnete er am 3.  Juni  1761 einen Besuch des seinerzeit noch im Privatbesitz von Kai- ser Franz Stephan befind lichen Naturalienkabinetts auf, während der die Gesellschaft eine Führung von „Monsieur Balliot“ (= Direktor Baillou) erhielt. Zunächst führt der seit Kurzem in Wien wohnhafte junge Graf wie bei allen seinen sozialen Aktivitäten die Namen der wichtigsten Anwesenden auf. Daran schließt sich eine ausführ liche Auflistung der ausgestellten Minerale und Steinsorten an (vermutlich mithilfe von Baillous Déscription). Am 6.  Juni 1761 folgte ein Besuch der Gemäldegalerie und der Schatzkammer. Die Gesellschaft bestand jeweils aus etwa fünf bis zehn aristokrati- schen Damen und Herren aus den Häusern Fürstenberg, Kaunitz, Stroganow und anderen sowie bisweilen einigen ausländischen Gästen. Ein Zeichen des sozialen Charakters des Geschehens war auch der Umstand, dass sie als Gruppe gingen und sich vorab bei einem von ihnen zu Hause verabredeten.41 Zum Adel und der oberen Schicht des Bürgertums gesellten sich zwar ab 1769 andere Besuchergruppen hinzu, aber sie genossen auch weiterhin ihre traditionellen Privilegien. Während „jedermann“ spezielle Tage zugewiesen wurden,42 erhielten 38 Die verfügbaren Informationen beschränken sich (nahezu) auf die Gemäldegalerie und das Naturalien kabinett. Mög licherweise waren dies die am häufigsten besuchten Hofsammlungen, auch weil sie (ebenfalls) montags geöffnet waren. 1790 wurde das Physikalische Kabinett aufgehoben und das Naturalienkabinett um einen dritten Raum vergrößert; Hassmann 2015, 19. 39 Vgl. AK Adel, Bürger, Bauern 1980. 40 „Les Personnes de distinction“ (Maria Theresia 1774, vgl. Hassmann 2015, 68; vgl. Pezzl 1787; Baillou 1773), „Personen vom Range“ (Fuhrmann 1770), „besondere distinguirte Personen“ (Franz  II. [I.] 1798; vgl. Hassmann 2015, 70). 41 Breunlich / Mader 1997, 205 (1761 VI 3: Cabinet d’histoire naturelle), 206 (1761 VI 6: Galerie des tableaux de la cour et le trésor). 42 Vgl. die schematische Darstellung mit den „Allgemeinen Öffnungszeiten der k. k. Sammlungen […]“ bei Hassmann 2015, 71.
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Title
Schöne Wissenschaften
Subtitle
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Author
Nora Fischer
Editor
Anna Mader-Kratky
Publisher
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Size
20.9 x 29.3 cm
Pages
306
Category
Kunst und Kultur
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