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Kompetenzstände Hamburger Schüler*innen vor und während der Corona-Pandemie
75Steuerungsinstrumente
und Evidenzquellen im Vergleich DDS, 17. Beiheft (2021)
chen die Kohortenunterschiede zwischen den Kompetenzstufenverteilungen jedoch
auch nach der Zusammenfassung der Dropouts zu Kompetenzstufe I keine statisti-
sche Bedeutsamkeit.
Es könnten aber auch motivationale Gründe sein, die zu höheren Dropouts geführt
haben. Womöglich war die wahrgenommene Belastung in der Testsituation vor dem
Hintergrund der veränderten schulischen Bedingungen zu hoch. Die hier aufgeführ-
ten Gründe gelten natürlich ebenso für die Schüler*innen, die eine ausreichende
Anzahl an Aufgaben zur Berechnung ihrer Kompetenzen bearbeitet haben.
Dass in beiden Kohorten in der Testdomäne Deutsch-Leseverstehen deutlich höhere
Dropoutquoten zu beobachten sind, liegt vermutlich an der Art der Testkonstruktion.
Im Gegensatz zur Messung der mathematischen Kompetenz werden für die Erhebung
der Lesekompetenz nicht viele in sich abgeschlossene Testaufgaben verwendet.
Schüler*innen, die eine Aufgabe in Mathematik nicht lösen können, werden mit einer
höheren Wahrscheinlichkeit zur nächsten Aufgabe weiterblättern und versuchen, sie
zu lösen. In Deutsch-Leseverstehen werden jedoch zwei längere Lesetexte vorgelegt,
und die Schüler*innen müssen voneinander unabhängige Fragen zu diesen Texten be-
antworten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein*e Schüler*in die Bearbeitung von gleich
mehreren Aufgaben zu einem Lesetext abbricht, den sie*er nicht versteht, ist vermut-
lich höher als in Mathematik.
Die Ergebnisse der getesteten Schüler*innen deuten darauf hin, dass durch die
Corona-bedingten Veränderungen im Unterrichtsgeschehen keine größeren Einbußen
in den untersuchten Kompetenzen zu verzeichnen sind. Sowohl die durchschnittlich
erreichten Kompetenzwerte als auch die Kompetenzstufenverteilungen unterscheiden
sich nicht bedeutsam zwischen den Schüler*innen, die im Jahr 2019 unter normalen
Unterrichtsbedingungen getestet wurden, und denen, die sich aufgrund der Pandemie
Unterrichtsausfällen und Fernunterricht gegenübergestellt sahen.
Im Hinblick auf die Vergleiche zwischen den Ergebnissen aus KERMIT 3 und
LERNSTAND 4 ließe sich argumentieren, dass die Kompetenzen zu Beginn der vier-
ten Klassenstufe etwas höher ausfallen müssten als am Ende von Klassenstufe drei. Es
kann also sein, dass die Kompetenzentwicklung der Grundschüler*innen durch die
Corona-bedingten Änderungen etwas gebremst wurde. Diese Annahme wird durch
die Befunde aus den Niederlanden gestützt (Engzell et al., 2020).
Andererseits liegen zwischen der regelhaft
en KERMIT-3-Erhebung im April/Mai und
der LERNSTAND-4-Erhebung im August nur ungefähr vier Monate, von denen die
Schüler*innen eine Woche in den Maiferien und sechs Wochen in den Sommerferien
waren. Zusätzlich fällt das Pensum an Unterrichtsstoff in der Zeit kurz vor und kurz
nach den Ferien erfahrungsgemäß etwas geringer aus. Es ist daher in dieser Zeit nicht
von allzu starken Kompetenzzuwächsen auszugehen.
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Schule während der Corona-Pandemie
Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Title
- Schule während der Corona-Pandemie
- Subtitle
- Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Author
- Detlef Fickermann
- Editor
- Benjamin Edelstein
- Publisher
- Waxmann Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-9331-5
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 236
- Keywords
- Schule, Unterricht, Covid-19, Gerechtigkeit, Bibliografie, Lehre, Pandemie, Bildung, Studien
- Categories
- Coronavirus
- Recht und Politik