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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 43 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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3. Spitalordnungen als Problem der Spitalforschung 43 die – wenn auch nicht immer in Archivbehelfen verzeichnet und mitunter nur in Ab- schriften kopial erhalten – für viele Spitäler ab dem Spätmittelalter in verdichteter Über- lieferung vorliegen115. Spitalordnungen sind wie alle Rechtstexte seit dem Spätmittelalter eine grundsätzlich intertextuelle Quellengattung116 in zeitlich-vertikaler und räumlich- horizontaler Vergleichsebene: Einerseits wurden Spitalordnungen anderer Spitäler von den Stadträten bzw. Spitalträgern zum Vergleich und zur Vorlage angefordert, anderer- seits dienten auch alte Spitalordnungen der Institution selbst als weiter zu entwickelnde Textierungshilfe und als (zumindest pro forma dienende) Festschreibung altehrwürdiger Traditionen. Auffällig erscheint, dass in manchen Spitälern Ordnungen im Abstand von mitunter hundert Jahren erlassen wurden, was die Frage nach der operativen Bedeutung dieser Ordnungen in der Praxis und Fragen zum Verhältnis von Spitalordnung und Ein- zelerlässen des Spitalbetreibers (im Sinne von „consuetudines“) eröffnet. Phasen der frühneuzeitlichen Publikation von Spitalordnungen Die Geschichte der europäischen Spitäler orientiert sich für das Beispiel Mitteleuropa an mehreren, für die Erstellung von Spitalordnungen relevanten Zäsuren, die allerdings regional recht unterschiedlich ausfallen können: eine nicht nur als Säkularisierung zu ver- stehende Kommunalisierung117 im Hochmittelalter, die Auswirkungen von Reformation und Konfessionalisierung und schließlich der Einfluss der Säkularisierungen im 18./19. Jahrhundert. War eine Stiftung im Mittelalter vollzogen, mit möglichst umfangreichem Grundbesitz und Rechtstiteln ausgestattet (Übergang der Spitäler vom kirchlichen in den weltlichen Bereich 13./14. Jahrhundert), musste eine transpersonale, den Stifterwillen festschreibende Ordnung erlassen werden, wer in das Spital aufzunehmen und wie der Spitalbetrieb (Insassen, Dienstpersonal) zu regeln war118. Aus dem Spätmittelalter ha- ben sich vereinzelt, mitunter recht kurzgefasste Spitalordnungen erhalten. So erlauben beispielsweise die St. Gallener Ordnung von 1228119, die Eichstätter Ordnung für das Heilig-Geist-Spital aus der Mitte des 13. Jahrhunderts120, die Regensburger Leprosenord- nung vom Ende des 13. Jahrhunderts121, die Regensburger Spitalordnung von 1316122, die Münchner Spitalordnungen von 1328 und 1485123, die Ordnung für das Schifer- 115 Zur vermeintlich schlechten Überlieferung etwa Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 107, zum Aus- wertungspotenzial 55, 107–117. 116 Dazu als kurzgefasster Überblick (Kommunikation als Krisenmanagement, Angleichung von Tex- ten, Neue Rechtsnormen/alte Traditionen) Bulst, Normative Texte 127–144. 117 Zum forschungsgeschichtlich umstrittenen Begriff der „Kommunalisierung“ etwa Just–Weigl, Spitäler 157–159; am Beispiel von Bruderschaften in Spitälern Kälble, Sozialfürsorge 237–271 (etwa 270f.). 118 Knefelkamp, „Oratio“ 104; als mehrsprachige Sammlung von Regeltexten siehe http://bernhard- hoepfner.de/editionen/index.html [Zugriff 1. 6. 2014]. 119 Abgebildet mit Edtion Guggenheimer–Hasler–Krauer–Sonderegger, Medizinische Fürsorge (CD-Rom), dort auch eine Seelhausordnung von 1596. 120 Bauch, Die neuentdeckte Regel 5–84. 121 Zwischen 1296 und 1313 datiert: Dirmeier, Leprosenhaus St. Lazarus 36–38. 122 Spitalordnung von Regensburg (1316 November 11) [Spitalarchiv Regensburg Urkunde 285], siehe http://vdu.uni-koeln.de:8181/mom/DE-AKR/Urkunden/SpAR_Urk_285/charter [Zugriff 1. 6. 2014]. 123 Vogel, Salbuch 79–85 (Urkunde Nr. 53, Ordnung 1328), 539–543 (Nr. 413, neue Ordnung 1485).
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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