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I. Österreich: Hofspitäler (Kommentar Nr. 1–16) 89
1.000 fl.) zur Unterhaltung eines Hofspitals in Graz (Mesnergasse 4) zu übersenden. Das
1625/26 vergrößerte Spital wurde schließlich 1787 mit der Gründung des Krankenhauses
Paulustorgasse 8 aufgelöst29. Mit Stiftbrief vom 19. November 1561 und im selben Jahr
ausgestellter Spitalordnung (Edition Nr. 7, S. 427–434) wurde ein Spital eingerichtet
(sowie weitere Stiftungen, etwa Einnahme der Kremsbrücke, der landesfürstlichen Zölle
von der Katschbergstraße) zur Verfügung gestellt. Die wohl im Spital ausgehängte, auf
Holz aufgezogene Spitalordnung vom 4. November 1752 – unterzeichnet vom Sekretär Jo-
hann Peter Rottenstätter († 1761, Sekretär der Repräsentation und Kammer)30 – stellt eine
Mischform dar: einerseits wird ausführlich die Dotation des Spitals dargestellt (Stiftbrief
von 1561 jährlich 1.000 fl., Erzherzogin Maria 1591 jährlich 500 fl., innerösterreichische
Hofkammer jährlich 300 fl., weiters 1.800 fl., zusätzliche Zahlung durch das Kameralzahl-
amt jährlich zwischen 400 und 600 fl.), andererseits der Speiseplan, die Ausstattung und
schließlich die in neun Punkte gegliederte Spitalordnung (Edition Nr. 11, S. 486–491).
Während die Hofspitäler Graz, Laibach, St. Veit an der Glan, Wels, Wien Neu-
gründungen darstellten, wurde in den Salzbergbaumärkten Hallstatt und Aussee alte
bestehende Spitäler durch die neuen Stiftungen Ferdinands I. in Hofspitäler umgewan-
delt, wie die sorgfältig abwägende Antwort der beiden Salzamtmänner Sebastian Tunkl
(1545–1559)31 und Georg Spiller zu Mitterberg (1550–1562)32 auf die Vorschläge des
Monarchen verdeutlicht. Ferdinand I. ließ am 24. Oktober 1552 (Edition Nr. 2, S. 399f.)
beim Ausseer Salzverweser anfragen, wo im Markt Aussee mit möglichst geringen Kosten
ein Spital errichtet werden könnte. Die beiden Salzverweser Tunkl und Spiller wiesen in
ihrer vorsichtigen und vielschichtigen Antwort vom 17. November 1552 (Edition Nr.
3, S. 401–408) auf die schon bestehenden Spitäler in Aussee und Hallstatt hin, wobei
das Ausseer Spital 1543 durch eine Brandkatastrophe schwer beeinträchtigt worden war.
Die beiden Salzverweser argumentierten, dass sowohl das Hallstätter als auch das Ausseer
Spital durch Zubauten (etwa eine „große Stube“, eine Küche und einige Kammern) we-
sentlich erweitert werden könnten und dass damit den Armen und Kranken sowohl am
schnellsten wie auch am kostengünstigsten geholfen werden könnte. Das vermutlich im
14. Jahrhundert gegründete Hofspital Aussee (ältester Nachweis 1395)33 fiel 1543 einem
Brand, bei dem Dach und Turm der Spitalkirche verloren gingen, zum Opfer. Das Spital
Aussee sollte neu bestiftet werden, es gelang dem Ausseer Salzverweser Sebastian Tunkl er-
folgreich Gelder für eine Restaurierung der Spitäler Aussee und Hallstatt umzuleiten. Das
abgebrannte Ausseer Spital sollte auf Kosten des Landesfürsten erneut errichtet werden,
damit die „armen Leute“ darin ein Unterkommen finden konnten34. Im neu adaptierten
Hofspital in Aussee hatten neben den Bergleuten, den Pfannhausarbeitern auch Holz-
knechte und andere Arbeiter, die durch die Arbeit beim Salzwesen „alt“ geworden waren,
Aufnahme zu finden35. Mit Schreiben vom 8. März 1553 aus Graz bewilligte Ferdinand
I., dass die im Testament Maximilians vorgesehenen 1.000 fl. auf die beiden Hofspitäler
Hallstatt und Aussee aufgeteilt werden sollten, die Spitalleute sollten sowohl ebenerdig
als auch im ersten Stock Zugang zur Kirche haben. Die in zwei Überlieferungen – und
29 Resch, Graz 372.
30 Obersteiner, Theresianische Verwaltungsreformen 275f.
31 Nowotny, Heilig-Geist-Spital 19.
32 Schraml, Das oberösterreichische Salinenwesen 4.
33 Nowotny, Heilig-Geist-Spital 9f.
34 Ebd. 23.
35 Ebd. 25.
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Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Category
- Medizin