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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 101 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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II.3 Vorarlberg: Feldkirch – Bürgerspital (Kommentar Nr. 19–20) 101 II.3 Vorarlberg: Feldkirch – Bürgerspital (Kommentar Nr. 19–20) Das Sozialhilfesystem der Klein- und Amtsstadt Feldkirch, deren Bevölkerungszahl sich im Jahr 1511 etwa auf 1.500 Personen belief1, basierte – wie auch andernorts – auf Stif- tungen, die das Stadtbudget nicht belasten sollten und deren Grundkapital von Bürgern stammte. Ratsherren betreuten diese Finanzen und die Vermögensverwaltung dieser Stif- tungen, die üblicherweise fünf Prozent an jährlichen Zinsen abwarfen. Zu den relevanten Orten der Caritas zählte in Feldkirch das Spital in der Schmiedgasse, das sich im rechten Flügel des heutigen Rathauses, dem so genannten Polizeitrakt, befand. Es wurde als bür- gerliche Einrichtung erstmals im Jahr 1414 urkundlich erwähnt2. Herzog Leopold IV. erlaubte der Stadt Feldkirch eine „zugschg“, einen Unterstandsort für Fuhrwerke und ein Lagerhaus für Waren, zu bauen und die Einnahmen für eine Messe in der Leonhardska- pelle sowie den Unterhalt des Spitals zu verwenden, „gott ze lob und den armen, dùrffti- gen daselbs ze trost“3. Bereits zuvor existierte eine ähnliche Einrichtung der Johanniter in Feldkirch, die der Stadtgründer Hugo I. von Montfort um 1218 dem Orden zur Aufgabe gemacht hatte4. Um die ansteckenden Kranken behandeln zu können, errichtete man wahrscheinlich schon im 14. Jahrhundert außerhalb der Stadtmauern, zwischen Feldkirch und Alten- stadt, ein Siechenhaus. Sowohl dieses Haus, das 1640 noch durch einen Anbau erweitert wurde, als auch die daneben liegende Kirche zur hl. Maria Magdalena wurden von der Bürgerschaft finanziert. Spätestens nach dem Abklingen der letzten Pestepidemien in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts diente diese Anstalt mit ihrer strengen Ordnung als Unterkunft für chronisch kranke Frauen und Männer sowie auch als kurzfristige Her- berge. Ende des 18. Jahrhunderts war dieses Haus mit Grund und Wald bereits verpach- tet, die „Siechen“ lebten nunmehr im Bürgerspital in der Schmiedgasse5. Die Gründe für die Schaffung dieser Fürsorgeeinrichtung sieht die Forschung der- zeit in der Pestwelle von 1399, aber vor allem im Niedergang der Johanniterkommende, die ihrer Aufgabe der Krankenpflege nicht mehr in genügendem Ausmaß nachkommen konnte. Möglicherweise spielten zusätzlich Rivalitäten zwischen den Bürgern und den Johannitern eine nicht unwesentliche Rolle6. Generell war das Vertrauen der Bevölkerung in die ärztliche Kunst im Spätmittelalter nicht sehr groß, denn allein im Jahr 1467 starben in Feldkirch über 400 Menschen an der Pest. Die Bevölkerung suchte daher „das Heil eher in geistlicher Medizin“7. Die sechs Jahre später errichtete Frauenkirche wurde nicht grundlos dem hl. Sebastian geweiht und 1501 der Pfarrer von Altenstadt zur ständigen seelsorgerlichen Betreuung des Siechen- hauses in Levis verpflichtet. Im Jahr 1478 stifteten die Bürger in ihrem Spital ein Bene- fizium zum Heiligen Geist, damit dort ein Weltpriester regelmäßig Messe las8. Kapelle 1 Klein, Bevölkerung Vorarlbergs 72; Burmeister, Feldkirch 141. 2 Volaucnik, Heiliggeist-Spital 233f. 3 Janotta, Privilegenbuch Nr. 12 53f., hier 53; Burmeister, Feldkirch 77; Egger, Ausgrenzen 32. 4 Burmeister, Komture 185–190; Ulmer–Getzner, Dompfarre 386f.; Somweber, Spital 431. 5 Albrecht, Siechenhaus 39–45; Wanner, Medizin 27f., 32; siehe Abb. des Bürgerspitals bei Som- weber, Spital 434; zur Magdalenakirche in Levis Ulmer–Getzner, Dompfarre 527–541; Frey, Kunstdenkmä- ler 296–309. 6 Burmeister, Feldkirch 77; Wanner, Medizin 9. 7 Burmeister, Feldkirch 131; zur Pest Ulmer–Getzner, Dompfarre 39f. 8 Ulmer–Getzner, Dompfarre 556–558, bes. 556.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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