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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 109 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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IV.1 Salzburg: Laufen – Bürgerspital (Kommentar Nr. 27) 109 IV.1 Salzburg: Laufen – Bürgerspital (Kommentar Nr. 27) Der berühmte, aus Bayern stammende und in Salzburger Diensten tätige Aufklärer Lo- renz Hübner (1751–1807)1 hob in seiner in den 1790er Jahren erschienenen Beschrei- bung des Erzstiftes Salzburg beim Besuch der alten Salzburger Stadt Laufen acht „vorzüg- liche Gebäude“ hervor: neben der hochfürstlichen Residenz und dem Pfleghaus noch das Stadtrichterhaus, den Dechantshof, die beiden Kollegiatstiftsgebäude, das Rathaus, aber auch das Schiffleute- und das Bürgerspital. „Dieses kleine 4 Geschosse hohe Gebäude [das Bürgerspital], welches in einer Vertiefung an der Stadtmauer gegen die Salza liegt, ist durch gemeinschaftliche Beyträge der Bürgerschaft erbauet und gestiftet worden. Hier befinden sich gegenwärtig 9 Pfründner, von denen 6 die Kost nebst allem Unterhalte, 3 aber nur die Wohnung nebst den übrigen Bedürfnissen außer der Kost genießen. Diese letzteren wohnen im ersten Geschosse, und werden Bruderhäusler genannt. Das Bruder- haus sowohl als das Bürgerspital haben jedes seine eigenen Stiftungen zum Besten armer Bürger und Bürgerkinder beyderlei Geschlechts“2. Hübners neutrale Beobachtungen zu den Versorgungsanstalten in Laufen (im „Schiffleute-Spital“ zählte er weitere sieben In- sassen) am Beginn der so genannten Koalitionskriege mit ihren verheerenden Auswirkun- gen auch auf das Erzstift Salzburg wurden kontrastiert durch die hohe Einwohnerzahl von 2.539 „Seelen“ in 427 Häusern (Stadt inklusive der Vorstädte) im Jahr 1792, von denen 1.182 Frauen und Männer zu den „Schiffleuten“ gezählt wurden3, deren Leben zumindest saisonal von Armut bedroht war. Franz Xaver Weilmeyr, königlich-bayerischer Registrator des Salzach-Kreises, brachte die soziale Problematik der Schiffer knapp zwei Dezennien später mit wenigen Worten besser auf den Punkt: „Die größten Häuser sind die Gasthöfe, die kleinsten aber die der Schiffer, von denen oft 2 Familien ein und das nämliche Zimmer bewohnen“4. Eine Analyse des Armutsproblems war bereits zu Regierungsantritt Hieronymus Graf Colloredos in den Jahren 1772/73 in allen Salzburger Land- und Pfleggerichten erfolgt und ergab für Laufen den Befund, dass die Stadt und ihr Umland von österreichischen und bayerischen Bettlern intensiv „heimgesucht“ wurde5. Bereits 1590 lässt sich in der Stadt das Amt des Bettelrichters nachweisen und im 1570 gegründeten Bruderhaus durfte keine fremde Person ohne „habendes Zaichen“ eingelassen werden6. Um 1770 existierten – für den Fremden durchaus beeindruckend – das Siechenhaus in Obslaufen, das Schif- ferspital in Oberndorf (heute Oberndorf bei Salzburg, seit 1816 von der bayerischen Stadt Laufen getrennt), das Gebethaus, das Bruderhaus und das Laufener Bürgerspital, die sich der Armenfürsorge verschrieben hatten7. Allerdings verpflegten diese Anstalten im Dezember 1772 lediglich 29 Personen institutionell und 80 weitere erhielten „Pensio- nen“. Das Bruderhaus nahm im Sinn der mittelalterlichen Caritas weiterhin Pilger, Rei- sende und Kranke kurzfristig auf und mit dem „Schülersäckel“ finanzierte man zumindest 1 Ammerer–Angermüller, Salzburger Mozartlexikon 190f. 2 Hübner, Beschreibung 2 107–109, Zitat 109. 3 Ebd. 104–106; Roth, Entwicklung 137f. 4 Weilmeyr, Topographisches Lexikon 1 401. Der Autor erwähnt ebenfalls das Bürgerspital, Bruder- haus und Schifferspital und verweist auf deren Grunduntertanen im Landgericht (ebd.). 5 SLA, Geheime Hofkanzlei LIII/1, Auszug aus denen berichten deren hochfürstl(ichen) beamten ausser gebürg über die denenselben vorgesezte frag-stücke in betref des land-allmosen-wesen, 1772 Dezember 12 6 Roth, Soziale Einrichtungen 502f., Zitat nach ebd. 502. 7 Ebd. 496–502.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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