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die schulische Ausbildung von 32 armen Kindern8. Als besondere Armutsursache galten
in Laufen überdies die Bedrohung durch die Salzach (allein die Überschwemmungen in
den Jahren 1786 und 1787 verursachten Schäden in der Höhe von 50.000 fl.) und – wie
auch andernorts – die Vernichtung des Wohn- und Lebensraums durch Feuersbrünste.
Erwähnt sei nur der Großbrand in Oberndorf am 1. April 1757, der auch dem Schiffer-
spital sowie dem alten und dem neuen Bruderhaus schwere Schäden zufügte9.
Will man sich kurz über die Geschichte der jeweiligen Häuser informieren10, so überrascht
der Befund, dass das Siechenhaus vermutlich schon im frühen 14. Jahrhundert gegründet
wurde, nicht wirklich. Das Holzhaus, das sich zur Absonderung der Kranken außerhalb
der Stadt befand, war von einem Pflanz- und Obstgarten umgeben und lag an der so ge-
nannten Siechenleite (Freilassinger Straße 22). Erst im Jahr 1752 wurde ein neues Ge-
bäude am Ende des Klostermauerweges errichtet, welches von 1859 bis 1955 die Funktion
des Leichenhauses übernahm. In das Siechenhaus konnte man sich bereits im 16. Jahrhun-
dert gegen eine geringe Geldsumme einkaufen, doch üblicherweise überließ der Rat die
Kammern nach dem Tod einer Person der/dem Nachfolger/in kostenlos. Dieser „milde
Ort“ wurde erst bei der Errichtung des Kranken- und Armenhauses 1860/61 aufgelöst.
Als wichtigste Versorgungsanstalt galt in Laufen das Heilig-Geist-Schifferspital11, das
nahe der Nikolauskirche in Oberndorf Ende des 15. Jahrhunderts vom Salzburger Lan-
8 Weiss, Providum imperium felix 52; SLA, Hs. 48, Unterthänigstes gutachten das land-allmosen
weesen betreffend, pag. 224, 226.
9 Roth, Schicksalsschläge 169–174; Weiss, Providum imperium felix 52f.
10 Zusammengefasst nach Roth, Soziale Einrichtungen 496–502; Gentner, Stadt Laufen 229–232.
11 SLA, HS 48, Unterthänigstes gutachten das land-allmosen weesen betreffend, pag. 224.
Abb. 7: Laufen; Bürgerspital (Gordian-Guckh-Straße; heute Wohnhaus), situiert an der Westseite der Stadt
Laufen, eingebunden in die Wehrmauer; Öl auf Leinwand, um 1820 (Ausschnitt) (Original im StA Laufen,
Foto: Sieghart Schwedler, 2012).
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Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Category
- Medizin