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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 111 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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IV.1 Salzburg: Laufen – Bürgerspital (Kommentar Nr. 27) 111 desherrn Erzbischof Leonhard von Keutschach auf Bitten der Ausfergen (erzbischöfliche Beamte als Führer der Salzschiffe zwischen Hallein und Laufen) und Schiffleute errichtet oder auch nur erneuert wurde12. Dieses berufsständische Spital bot analog zur Anzahl der Apostel zwölf armen Pfründnern Unterkunft und Verpflegung bis an ihr Lebensende. Zwei Spitalmeister kümmerten sich um die Verwaltung des bald ansehnlichen Vermögens und die große Landwirtschaft13. 1611 war es sogar möglich, einen Neubeu des Hauses im Stil der Inn-Salzach-Bauweise mit dem enormen Kostenaufwand von 36.000 fl. mittels des so genannten Willengeldes (Salz- und Kleinmaut) zu finanzieren. Dennoch konnte mit der Institution die Armut unter den Schiffern kaum gesteuert werden: Im Jahr 1785 zählte ein Drittel der Laufener Schiffgemeinde (ca. 400 Personen) zu den „Halb armen“ (lediglich neun Personen wohnten im Hospital, weitere erhielten Unterstützung in Geld oder Naturalien), die sich mit den anderen Schiffleuten in den Wintermonaten – von Weihnachten bis Ende März ruhte die Schifffahrt – als Sternsinger, Schauspieler oder durch die Teilnahme bei Brauchtumsveranstaltungen ein zusätzliches Einkommen zu si- chern versuchten14. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sank das Vermögen des Schiffleute- spitals durch die hohen Ausgaben beinahe zur Bedeutungslosigkeit herab, 1816 wurde das Haus der neugebildeten Gemeinde Oberndorf übergeben, welche im Jahr 1850 die Betreuung der Insassen dem Orden der Barmherzigen Schwestern aus dem Mutterhaus Schwarzach übertrug. Im so genannten Gebethaus, das Anna von Welsberg 1506 für vier arme Leute in der Nordostecke des Oberen Stadtplatzes von Laufen stiftete, mussten die Bewohner unter der Anleitung des Benefiziaten intensive Gebetsdienste leisten und auch für das Seelenheil der Stifterin beten. Das Haus war gut dotiert und die Insassen wurden mit Holz, Licht und Nahrung entsprechend versorgt. Das Fondsvermögen betrug im Jahr 1789 immer- hin 9.401 fl. Die ursprüngliche Anstalt wurde 1789 verkauft, jedoch versorgte man auch noch im 19. Jahrhundert weiterhin Personen aus dieser Stiftung15. Mitte des 16. Jahrhunderts bemühten sich vermögende Bürger und Bürgerinnen ein weiteres karitatives Projekt zu verwirklichen. Pfarrer Judas Praunecker (1556–1570) un- terbreitete Erzbischof Michael von Kuenburg im Jänner 1559 den Vorschlag, eine Her- berge für Hausarme zu errichten, für die „etwo liegerhafftigen, sonnderlich den inficier- ten zu geferlichen und sterbenden leuffen“16. Das Vorhaben verzögerte sich bis 1570, denn erst in diesem Jahr konnte ein Haus mit Garten am Gastag angekauft werden. Das Fundationskapital in der Höhe von 1.000 fl. steuerten die Bürger durch Stiftungen und Schenkungen bei, dazu kamen Abgaben der Salzsschifffahrt und eine einmalige Haus- steuer. Der Anstalt war eine kleine Landwirtschaft angeschlossen, die zur Versorgung der fünf bis zehn im Haus wohnenden Frauen und Männer dienen sollte. Seit 1678 bestand das Bruderhaus aus zwei Gebäuden, wobei sich im älteren Bau zu ebener Erde die „petl- stube“ befand, in der Durchreisende und Kranke Aufnahme fanden. Nach der Brandka- tastrophe in Oberndorf 1757 dauerte es immerhin zwei Jahre, bis die Neuerrichtung der Baulichkeiten als abgeschlossen betrachtet werden konnte, doch immerhin verfügte die Institution im Jahr 1772 auch über ein geheiztes Zimmer für psychisch Erkrankte, welche 12 Zu unterschiedlichen Befunden kommen Dopsch, Salzschiffahrt 72; Roth, Soziale Einrichtungen 497. 13 Dopsch, Salzschiffahrt 72f. 14 Weiss, Providum imperium felix 53, 106. 15 Roth, Soziale Einrichtungen 500; Weiss, Providum imperium felix 106. 16 Roth, Soziale Einrichtungen 501, Zitat nach ebd.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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