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IV.1 Salzburg: Laufen – Bürgerspital (Kommentar Nr. 27) 113
und die Anfertigung einer püxen, mit der die Hausbewohner – im Wochenturnus wech-
selnd – fremde Personen um Geldspenden anzusprechen hatten.
An seiner Westseite war das Bürgerspital direkt in die Stadtmauer eingebunden und
wurde erst im Jahr 1784 Richtung Süden im Zusammenhang mit der Vereinigung mit
Gebet- und Bruderhaus mit einem Kostenaufwand in der Höhe von 3.567 fl. erweitert22.
Das beachtliche Vermögen von über 10.000 fl. (1699) halbierte sich – mitausgelöst durch
die prekäre Armutssituation und die Napoleonischen Kriege – im Verlauf eines Jahrhun-
derts auf 4.913 fl., 1860 ruhten auf den Konten wieder 5.926 fl.
Erfolgte die Pflege langfristig Erkrankter bis ins 19. Jahrhundert im Leprosenhaus23,
so zwangen Platzmangel und die neuen hygienischen Anforderungen dazu, im Jahr 1853
die Krankenanstalt in den obersten Stock des Bürgerspitals zu verlegen. Nach wenigen
Jahren übernahmen die Verantwortung für die Lokal-Krankenanstalt die Niederbronner
Ordensschwestern, die seit 1865 zu viert im Haus wirkten. Um den Kranken auch wei-
terhin die Möglichkeit zum Gebet und zur Teilnahme am Gottesdienst zu geben, erbaute
Stiftsdekan Johann Wolfgang Braun 1863 eine eigene Hauskapelle24. Das Katastrophen-
hochwasser vom September 1899 verwüstete das an der Salzach gelegene Bürgerspital und
Krankenhaus schwer, so dass der Verwalter den Magistrat um einen Neubau ersuchte,
allerdings sollte sich die angestrebte Lösung noch bis zum Beginn der 1920er Jahre ver-
schleppen. Die Stadt kaufte die so genannte Siegerstetter-Villa im Burgfeld an und im
Bürgerspital konnte nach knapp 70 Jahren die nicht mehr zeitgemäße Krankenversorgung
eingestellt und das Gebäude veräußert werden25.
22 Schmidbauer, Schlosser-Huber-Haus 66; Roth, Soziale Einrichtungen 502.
23 Schmidbauer, Schlosser-Huber-Haus 66–68.
24 Gentner, Stadt Laufen 289.
25 Schmidbauer, Schlosser-Huber-Haus 69–77; ders., Gesundheitswesen 203–207.
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Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Category
- Medizin