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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 172 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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172 Kommentare VI.4 Steiermark: Eisenerz – Bürgerspital Kommentar (Nr. 52–53) Die erste gesicherte Erwähnung des Spitals in Eisenerz datiert in das Jahr 1461, als der an- gesehene Bürger Kunrat Tackhner neben anderen Stiftungen auch der karitativen Anstalt eine Wiese in der Ramsau übertrug. Aus dem kaiserlichen Bestätigungsbrief des folgenden Jahres kann erschlossen werden, dass das Spital neu errichtet worden war. Die Frage, ob es sich dabei tatsächlich um die Erstgründung handelt oder ein bereits bestehender Bau adaptiert wurde, kann jedoch aus den Quellen nicht eindeutig beantwortet werden. Die Anstalt befand sich mitten im Ortskern von Eisenerz, direkt neben der heutigen Liebfrau- enkirche (Marktkapelle) gelegen. Das ehemalige „Hauß der Armen Leith“ (Lindmoser- straße 5) existiert noch gegenwärtig und fungiert als Wirtshaus. Aus den ersten Jahrzehn- ten sind uns nur sporadisch die Namen von Insassen und der Spitalmeister überliefert: So scheinen Christoph Tackhner und seine Ehefrau Elspeth, welche die Einrichtung überdies bestifteten, nach 1477 im Spital gestorben zu sein1. In den Jahren 1501 bis 1503 betreute der Spitalmeister und Bader Lienhard Schrei- ber die Armen im Bürgerspital, der ferner die Möglichkeit hatte, die akut und chronisch Kranken zu behandeln. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das kleine Gebäude für die Be- dürfnisse zur Versorgung der Armen zu klein und vermutlich dachte man auch aus hygi- enischen Erwägungen daran, den Neubau an den Ortsrand zu verlegen. Nach der Nie- derschlagung des großen Knappenaufstandes im Jahr 1526 wurde das Bürgerspital im ehemaligen Bruderhaus der Köhlerbruderschaft eingerichtet (Vordernbergerstraße 13), das alte Spitalhaus hingegen zwei Jahre später verkauft. Die Bruderschaft musste auch ihr gesamtes Real- und Kapitalvermögen zugunsten der milden Stiftung abgeben, so dass die Adaptierungsarbeiten rasch – spätestens 1531 – als abgeschlossen betrachtet werden können2. Die Spitalkirche oder Marktkapelle, aufgrund ihrer zentralen Lage bald Mittelpunkt des märktischen Lebens, wurde 1453 in einem Ablassbrief erstmals erwähnt. Da die Pfarr- kirche zum hl. Oswald im Winter aufgrund der schwer zugänglichen Lage wenig benutzt wurde, strömte die katholische Gemeinde in der kalten Jahreszeit zur Frühmesse in die Liebfrauenkirche. Aufgrund der vermehrten Stiftungen zum Gotteshaus konnte 1490 ein Neubau der ursprünglichen Hauskapelle vorgenommen werden, 1594 folgte der Turm- bau. Brände in den Jahren 1615, 1690 und 1745 führten zu schweren Zerstörungen und zogen jeweils Neubauten nach sich3. Das Spital am Ortsrand verfügte lediglich über eine kleine Kapelle, die beim Brand 1745 zerstört wurde. Danach mussten die Insassen ihre Gebete in der Meierstube verrichten, wie der Spitalmeister berichtet. Um dieser Situation abzuhelfen, sollte der Raum für das Brennholz geteilt werden und ein neues betzimmer ermöglichen, das sich bis zum Umbau des Bürgerspitals in den Jahren 1953 bis 1955 erhalten konnte4. Um das Überleben des Spitals für die kommenden Jahrhunderte zu sichern, war eine materielle Grundlage dringend notwendig. Die Basis dafür bildeten die „Spitallergründt“, 1 Kloibhofer, Bürgerspital 72f.; Loehr, Ortsgeschichte von Eisenerz 21f., 53, 60. 2 Kloibhofer, Bürgerspital 75f., 111f.; Loehr, Ortsgeschichte von Eisenerz 60f.; Wichner, Heilwe- sen 61f.; Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 25, 52. 3 Kloibhofer, Bürgerspital 77f.; Loehr, Ortsgeschichte von Eisenerz 55f. 4 Kloibhofer, Bürgerspital 114; StLA, Weltliche Stiftungsakten 22, K. 118, Nr. 149, Spitalmeister Ferdinand Bauer an die Hofkommission, 1752 September 22.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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