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VI.4 Steiermark: Eisenerz – Bürgerspital Kommentar (Nr. 52–53) 173
welche von den Angestellten des Meierhofes bebaut wurden, die „Diennst“, Zinsleistun-
gen von Untertanen meist in der Abgabeform von Geld, der bedeutende Getreidezehent
des Stiftes Admont seit 1523 (um 1750 betrug der Ertrag immerhin 200 fl.), der „Säm-
mer Maut Pfenning“ (1538–1755, die Mautstube für die Säumer und die Schranken
befanden sich unmittelbar beim Spital), das Gnadensalz, die Sammelgelder aus dem Op-
ferstock an der nordwestlichen Ecke des Hauses sowie die Einkünfte aus den Verkäufen
von Vieh und Naturalien5. Von Bedeutung waren ferner die milden Stiftungen zugunsten
der Anstalt, so die jährliche Gnadengabe Erzherzog Ferdinands aus dem Jahr 1536 in
der Höhe von 200 fl. aus der Kameralkasse. Er erteilte zusätzlich den Befehl, einen alten,
arbeitsunfähig gewordenen Köhler und Rechenarbeiter in das Spital aufzunehmen, das
er „allein zu Unterhaltung der armen und bedürftigen Arbeiter bey Unsern Eisenärzt“6
gewidmet hatte. Durch diese Verfügung verlor das Bürgerspital seinen „exklusiven“ Cha-
rakter und stand – zumindest der Theorie nach – nunmehr allen Ortsbewohnern offen,
vor allem denjenigen, die sich besonders um den Eisenbergbau verdient gemacht hatten.
Im Jahr 1683 stiftete weiter Georg Andree Gigler, ein ehemaliger kaiserlicher Offizier,
dem Spital eine Summe von 300 fl., deren Zinsen den Armen ausgeteilt werden durften.
Als Gegenleistung mussten sie für den Stifter und seine Verwandten an bestimmten Tagen
einen Rosenkranz beten7. Noch reichlicher fiel die Zuwendung Karl Häckls aus, Inhaber
eines Freihauses in Leoben, der 2.000 fl. zur Verfügung stellte, damit zwei Personen neu
aufgenommen und vor allem die Insassen besser verpflegt werden konnten. Die Armen
hatten ihrerseits die Verpflichtung, jeden Freitag an der Seelenmesse für den Verstorbe-
5 Kloibhofer, Bürgerspital 92–106.
6 Zit. nach Loehr, Ortsgeschichte von Eisenerz 61; Kloibhofer, Bürgerspital 107f.; Wichner, Heil-
wesen 62.
7 Kloibhofer, Bürgerspital 109f. Abb. 20: Eisenerz; Liebfrauenkirche (Markt-
kirche, als Bürgerspitalkirche 1453 erstmals
belegt, 1490 vergrößert, 1594 Turmneubau,
Erneuerung nach Bränden 1615 und 1745)
(Foto: Martin Scheutz, Juli 2013).
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Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Category
- Medizin