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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 179 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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VI.5 Steiermark: Gleisdorf – Herrschaftsspital (Kommentar Nr. 54) 179 VI.5 Steiermark: Gleisdorf – Herrschaftsspital (Kommentar Nr. 54) Seit dem 15. Jahrhundert befand sich im Markt Gleisdorf ein Spital für verarmte Unter- tanen und Herrschaftsangehörige (Bahnhofstraße 2), das bis zum endgültigen Verkauf im Jahr 1883 zum Besitzstand der Familie Kollonitz zählte (Maximilian Graf Kollonitz, † 1874)1. An das Spital war die Kirche Mariä Reinigung angeschlossen, deren Gnadensta- tue nach 1470 entstanden sein dürfte und die nicht nur als Spitalkirche in Funktion war, sondern sich auch zum vielbesuchten Wallfahrtsort für kranke Menschen entwickelte. Immerhin ereigneten sich laut den Mirakelbüchern in Gleisdorf bis zum Jahr 1775 ins- gesamt 593 so genannte Wunder2. Über das Spital und die Kirche übte die Herrschaft Freiberg die Stift- und Vogtherrschaft aus. Im Jahr 1661 fanden neun Personen im Haus Platz, die wöchentlich einen Laib Brot und ein Pfund Fleisch erhielten, weiters alle Mo- nate zwei Mäßl Mehl, ein Mäßl Bohnen und ein Mäßl „Greis“ (Grieß). Der Spitalgarten hinter dem Gebäude lieferte zusätzliche Güter des täglichen Bedarfs3. Probleme bereitete wiederholt der Bauzustand der Kirche. Bereits 1664 vermachte der aus Biberach stammende Pfarrer Johannes Haller, der über 17 Jahre lang in der Pfarre Gleisdorf tätig gewesen war, sein beachtliches Vermögen in der Höhe von 12.700 fl. ver- schiedensten kirchlichen Einrichtungen. Mit einem Teil des Kapitals wurde die Marien- kirche neu erbaut oder zumindest renoviert. Auf einem Kupferstich von Georg Matthaeus Vischer aus dem Jahr 1681 sehen wir auf einer Darstellung des Schlosses Freiberg im Hintergrund4 „die Gleisdorfer Marienkirche schon als imposanten Bau. Interessant ist die Viertelbildung um die Kirche, die ja um die Zeit noch außerhalb des Marktes lag“5. In den 1720er Jahren war das Kirchengebäude erneut baufällig geworden, so dass Pfarrer Mathias Kulmer versuchte, den Wiener Erzbischof Sigismund Graf Kollonitz (Erzbischof seit 1722, ab 1727 Kardinal) für eine durchgreifende Renovierung zu gewinnen, doch ließ sich der Kirchenfürst gehörig Zeit. Erst Anfang der 1740er Jahre stellte eine Beschau- kommission unter dem erzbischöflichen und kaiserlichen Maurermeister Matthias Gerl den ruinösen Zustand des Gebäudes fest, so dass man 1743 Teile der alten Kirche ab- tragen musste. Nachdem im Dezember 1744 das bekannte Gnadenbild in das bereits teilweise neu erbaute Gotteshaus übertragen werden konnte, weihte der Kardinal dieses im folgenden Sommer mit großer Feyerlichkeit, der Friedhof bei der Spitalkirche hinge- gen wurde im Oktober 1747 aufgegeben6. Um noch ein weiteres gottgefälliges Werk zu verrichten, ließ er in Gleisdorf bei der Kirche in den Jahren 1745–47 ein Kloster erbauen und übergab diesen Bau zehn Piaristen, um diesen Orden in der Steiermark einzufüh- ren7. Durch den Staatsbankrott 1811 wurde das Stiftungskapital weitgehend entwertet, wodurch das Kloster verarmte und die Ordensmänner bereits im Jahr 1824 in ihre Or- densprovinz nach Niederösterreich zurückkehren mussten8. 1 Hausmann, Besitzerlisten 360. 2 Ders., Kirche Mariä Reinigung 247; ders., Maria Reinigung 137f.; ders., Gleisdorf 22. 3 Ders., Kirche Mariä Reinigung 248; ders., Maria Reinigung in Gleisdorf 21f. 4 Vischer, Topographia Ducatus Stiriae 1 Nr. 85. 5 Hausmann, Kirche Mariä Reinigung 248. 6 Arnfelser, Gleisdorf 90; Hausmann, Gleisdorf 22f.; ders., Maria Reinigung in Gleisdorf 4–6. 7 Arnfelser, Gleisdorf 78–80; Hausmann, Kirche Mariä Reinigung 249f.; ders., Maria Reinigung 138–140. 8 Hausmann, Maria Reinigung in Gleisdorf 141.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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