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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 190 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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190 Kommentare VI.7 Steiermark: Hartberg – Bürgerspital (Kommentar Nr. 64) Das Bürgerspital zu Hartberg geht auf eine spätmittelalterliche Gründung zurück und soll durch den aus Hartberg stammenden Pfarrer Leopold zu Göß testamentarisch im Jahr 1310 seine materielle Basis erfahren haben. Urkundlich lässt sich der Bau jedoch erst knapp ein Jahrhundert später nachweisen, denn 1412 übertrug Elsbeth Kainroth dem Hospital eine Jahresrente von 30 Pfennigen. Bereits wenige Jahre später ließ der Rat von einer dem Spital zugehörigen Wiese einen Zins von vier Pfennigen einheben. Die „auto- nome“ Stadtverwaltung übertrug dem für eine mehrjährige Funktionsperiode gewählten Spitalmeister die Verwaltung des Hauses, die nebenberuflich auszuüben war. Bei einer Insassenzahl von ca. acht bis fünfzehn Personen – 1790 zwölf Frauen1 – hielt sich die Arbeitsbelastung auch in einem überschaubaren Rahmen2. Die tatsächliche Betreuung der Insassen sowie die Bewirtschaftung spitaleigener Güter konnte jedoch der Hospi- talmeister nicht übernehmen, diese Tätigkeit musste von den im Haus wohnenden ar- beitsfähigen Frauen und Männern ausgeübt werden, da sich in Hartberg kein angestelltes Dienstpersonal nachweisen lässt. Bei den größeren und damit unregelmäßigen Arbeiten, etwa beim Einbringen der Ernte, holte man sich die notwendige Unterstützung durch Taglöhner3. Für das weitere Gedeihen der Anstalt und das Anwachsen des Fondsvermögens auf zumindest 1.884 fl. (um 1790)4 waren die Stiftungen des aus Graz stammenden und ehe- maligen Stadtpfarrers Elias Heinrich, Hofkaplan, und des Johann Staritz von Bedeutung. Am 1. April 1626 vermachte Elias Heinrich 4.000 fl., die in landschaftlichen Obligatio- nen in Graz angelegt waren, zu sechs Prozent Zinsen (240 fl. jährlich) den Hospitalinsas- sen und den Hausarmen. Der jeweilige Stadtpfarrer als Inspektor der Stiftung sollte mit dem zur Verfügung stehenden Geld die größte Not der Spitalarmen lindern und an diese wöchentlich drei Pfund Fleisch pro Person zur Verteilung bringen. Die Hausarmen er- hielten neben geringen Mengen Fleisch zusätzlich Weizen, Korn und hayden (Buchweizen für den so genannten Heidensterz). Eine wesentliche geringere Summe hinterließ Johann Staritz, ehemals Gutsverwalter und Witwer in Hartberg. Sein karitatives Erbe belief sich am 10. Februar 1647 auf 80 fl. zugunsten der Spitaler und Hausarmen, zu denen noch jährlich zehn Gulden für die Wein-, Brot und Fleischausgabe an den hl. Festtagen Ostern, Pfingsten, Weihnachten und Neujahr bestimmt waren5. Wissen wir auch nicht sehr viele Details über das Leben im Hartberger Spital, so lässt sich zumindest die Wohnsituation um das Jahr 1730 einigermaßen rekonstruieren. Das zweistöckige Haus war an einer Ausfallstraße positioniert6 – in der Ungargasse ne- ben dem Ungartor. In Gebäudenähe befand sich auch der typische Opferstock, der die Passanten zur Almosengabe auffordern sollte. Das Gebäude war um 1730 durchgehend 1 Uebersicht 78. 2 Watzka, Bürgerspital von Hartberg 9f.; Levonyak, Hartberger Bürgerspital 52f.; Simmler, Stadt Hartberg 696; Wichner, Heilwesen 62. 3 Watzka, Bürgerspital von Hartberg 10. 4 Uebersicht 78. 5 StLA, Weltliche Stiftungsakten 20, K. 114, Nr. 5, Testament des Elias Henricus, 1626 April 1; Fleischstiftung des Elias Henrico und Versorgung der Hausarmen mit Getreide (Weizen, Korn, hayden); ebd. Nr. 6, Vollziehung des Testaments des Elias Henricus durch Dr. Georg Hammer und Testamentsabschrift; Simmler, Stadt Hartberg 345f.; Levonyak, Hartberger Bürgerspital 78–82. 6 Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 52.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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