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eine ewige Messe erlaubte. Das Spital besaß jedoch kein Begräbnisrecht10. Trotz der Be-
deutung dieser Stiftung wies die Forschung dennoch darauf hin, „daß dieser Gloriole der
Karitas auch ein Stück Egoismus – durchaus innerhalb der Rechtsgewohnheiten seiner
Zeit – innewohnte“11. Dietrich hatte sich zunächst für sich und seine Söhne die Verwal-
tung des Stiftungsgutes unter kirchlichem Schutz vorbehalten, wobei er weiterhin darüber
verfügen konnte. Er sorgte ferner für das Siechenhaus, das der Rat um 1750 nur mehr
für jene Personen verwenden wollte, die auf ihre Abschiebung in die jeweilige Heimatge-
meinde warteten12. Im Jahr 1398 erfolgte Dietrichs umfangreiche und für den Weiterbe-
stand der Institution grundlegende Schenkung (Höfe, Grundstücke und Zehente), wobei
anfänglich die Rechte der Stifterfamilie und einer Herrenbruderschaft, die bis in das 15.
Jahrhundert an der Verwaltung beteiligt erscheint, zu beachten waren. Dennoch war der
Besitz eher klein, wenn man diesen in Relation zu den benachbarten Grundherrschaften
setzte; so zahlten die Dominikaner 1516 immer 33 Pfund, das Spital jedoch nur neun
Pfund Gült (Spitzenreiter war das Stift Göß mit 1.200 Pfund Gült)13.
10 Jontes, Leoben 139.
11 Cerwinka, Leobener Bürgerspital 72; Weiss, Den Kranken zum Heile 23f.
12 StLA, RuK, Sach 127 I, K. 400, fol. 390v–391r, Bürgermeister, Richter und Rat der landesfürstli-
chen Stadt Leoben an das Kreisamt in Bruck, 1754 September 7.
13 Cerwinka, Leobener Bürgerspital 69f.; Vlasaty, Spital 35f.; StLA, Weltliche Stiftungsakten 83,
Teil 2, K. 302, fol. 687r–717v (Stiftbriefe Leoben, Abschriften).
Abb. 26: Leoben; Bürgerspital (unten rechts Turm) (im Bereich Mareckkai), Ausschnitt aus Georg Matthäus
Vischer, Topographia Ducatus Stiriae 1681 (Quelle: Privatarchiv der Autoren).
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Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Category
- Medizin