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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 204 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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204 Kommentare VI.11 Steiermark: Neumarkt – Bürgerspital (Kommentar Nr. 69) Aus einer Urkunde des Jahres 1374 wird ersichtlich, dass man sich in Neumarkt ernsthaft mit dem Gedanken auseinandersetzte, für Sieche, also Kranke, eine eigene Einrichtung zu schaffen. Acht Jahre später wurde bereits ein Hospital außerhalb des Marktes, vor dem unteren Tor, erwähnt. Gegen Ende dieses Jahrhunderts dürften sogar zwei karitative Häu- ser existiert haben, eines davon für eindeutig kranke und behinderte Menschen. Das so genannte Siechenhaus beherbergte jedoch vermutlich keine Aussätzigen, ansonsten hätte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit die Bezeichnung sundersiechen überliefert. Diese An- stalt weit außerhalb des Ortes fand nach 1473 keine Erwähnung mehr und wurde mögli- cherweise aufgelassen oder von den feindlichen Osmanen bzw. Ungarn zerstört1. In den Jahrzehnten nach der Glaubenskrise konnten die Armen nur mit Almosen ver- sorgt werden (betl brodt)2, ein Spital lässt sich bisher noch nicht belegen. Erst im Februar 1579 ist wiederum von einer Fürsorgeanstalt, dem neu erbauten Lasaret vor dem unteren Tor zwischen dem Markt und St. Marein die Rede, welches von der Bürgerschaft ver- mutlich schon vor dem Jahr 1571 gestiftet worden war (St. Marein Nr. 1)3. Als Bischof Jakob I. Eberlein von Seckau das kleine Hospital 1619 visitierte, hieß es im Protokoll, dass die 13 Armen in etwas beengten Verhältnissen von wenigem Grundbesitz und Al- mosen lebten. Die Aufsicht führte der bürgerliche Magistrat, der auch für die Rechnungs- legung zuständig war, der Pfarrer von St. Marein war hingegen zu dieser Überprüfung der wirtschaftlichen Verhältnisse nicht eingeladen. Der Spitalmeister wurde vom Bischof aufgefordert, an der Hausmauer ein frommes Bild anzubringen und beim Weg ein Kreuz mit einem Opferstock zu errichten, da ansonsten den Passanten die Funktion des Hauses nicht ersichtlich sei und sie nicht entsprechend zum Almosengeben eingeladen würden. Noch im Sinn der Gegenreformation wurde streng darauf geachtet, keine Häretiker mit Almosen zu beteilen, die Aufnahmewürdigkeit durch den Pfarrer prüfen zu lassen und die Schlafräume mit Weihwasser und frommen Bildern auszustatten. Beichte und Kom- munion waren ohnedies obligatorisch. Der Bischof kümmerte sich verständlicherweise lediglich um die religiösen Belange und beharrte überdies dem Rat gegenüber darauf, dass künftig der Pfarrer von St. Marein als Kontrollorgan bei den jeweiligen Rechnungsle- gungen fungieren sollte. Bürgermeister, Richter und Rat hatten hingegen vielmehr dafür Sorge zu tragen, dass im Haus nicht ständig Unfriede herrschte, und so wurde 1599 der angesehene Ratsbürger Jakob Portner zum Spitalmeister gewählt, der auch zum großen Gönner der Anstalt avancierte4. Zuvor hatte der Rat darauf vertraut, dass sich das Leben im Spital selbst regulieren würde, eine wenn auch nur mündlich ausgegebene „Lebensord- nung“ wurde nicht einmal ansatzweise überwacht5. Am 13. August 1645 stiftete Jakob Portner, der den cursus honorum des Marktes durchlief, 600 fl. zur Errichtung einer Kapelle beim Spital. Der angesehene Bürger, der schwer erkrankt war, suchte beim Erzpriester Nicolaus Battaglia von Friesach um Zustim- mung zum Bau an, doch wartete er die Entscheidung des Salzburger Erzbischofs nicht ab. 1 Brunner, Neumarkt 213f. 2 StLA, Weltliche Stiftungsakten 67, K. 209, Nr. 39, Richter und Rat des Marktes Neumarkt an die Landessicherheitshofkommission, undatiert (1739 September). 3 Brunner, Neumarkt 215; ders., St. Marein 300. 4 Ders., Neumarkt 215f. 5 Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 118.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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