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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 208 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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208 Kommentare VI.12 Steiermark: Radkersburg – Bürgerspital (Kommentar Nr. 70) Im Frühjahr 1747 richtete Johann Schwaiger, ein armer blinder Witwer, eine Supplik an den Spitalmeister Joseph Gögleis und den Dechant Martin Eberle (Eberlein) der Stadt Radkersburg und bat um Aufnahme in das kleine Bürgerspital am Gries. Der Mann zählte bereits 72 Jahre und hatte sieben Kinder, die ihn jedoch nicht versorgen konnten oder wollten. Da kein Platz in der Wohltätigkeitsanstalt frei war, konnte seinem Wunsch zunächst nicht entsprochen werden. Der Supplikant brachte jedoch informell in Erfah- rung: Zuemallen aber in mitler zeith sich eraignet hat, daß ersthin eine daselbstige spitallerin nambens Barbara Huebmayrinn das zeitliche gesegnet, weliches vacant wordenes orth in dem spitall hinwiderumb mit einen armben verlassenen ersetzt werden mueß. Der notleidende Bürger forderte nunmehr mit Nachdruck seinen Rechtsanspruch auf Versorgung ein, ver- wies neuerlich auf sein hohes Alter sowie seine Blindheit und bat vor allen andern aufge- nomben [zu] werden1. Das Spital zum Heiligen Geist fand seine erstmalige Erwähnung im Dezember 1421, dürfte jedoch deutlich älteren Ursprungs sein. Die zur Auskunft verpflichteten Spital- meister konnten die nach 1724/25 staatlicherseits wiederholt abverlangten Informationen zum Stifter und zum Gründungsdatum allerdings auch nicht nach Graz berichten, da ver- mutlich bei der Brandkatastrophe des Jahres 1607 nicht nur das Haus, sondern überdies die frühesten Gründungsdokumente ein Raub der Flammen wurden2. Die Einrichtung befand sich in räumlicher Verbindung mit der Heiligen-Geist-Kirche in der Nähe des Grazertors, doch sind diese Gebäude nicht bis in die Gegenwart erhalten geblieben. An deren Stelle steht heute das Haus Langgasse Nr. 6, das noch immer das Zeichen des Hei- ligen Geistes trägt3. Um 1789/90 wurde die Kirche profaniert und das Gebäude durch Kauf an das Armeninstitut überlassen, welches es für Theateraufführungen, deren Erlöse den städtischen Armen zugutekamen, nützte4. Nach der Auflösung des durch die Reformation verödeten Augustinerklosters im Jahr 1542 baten die Vertreter der Stadt um die Transferierung des Hospitals in die nunmehr ungenützten Räumlichkeiten. Die Zustimmung Ferdinands I. erfolgte am 14. Februar 1542, allerdings verbunden mit der strengen Auflage, die gesamten Einkünfte des Klos- terbesitzes künftig den Armen zu widmen5. Brände in den Jahren 1595 und – wie bereits erwähnt – 1607 führten zur Vernichtung des Gebäudes bis auf die Grundmauern sowie der Getreidevorräte. Noch 1617 galt das einstige Kloster als abgebrunnen6. Die Anstalts- tätigkeit dürfte dadurch mehrjährig zum Erliegen gekommen sein7. Im Jahr 1595 wird erstmals zwischen dem gemainen stattspital im ehemaligen Augusti- ner-Eremiten-Kloster und dem so genannten Grießerischen Spital im Burgfried der Stadt 1 ADGS, PfA Radkersburg, Sch. 29, H. 220, Supplikation des Johann Schwaiger, 1747 April 24; Weiss, Hund 176. 2 Weinberger, Armenversorgung 26; StLA, RuK, Sach 127 I, K. 400, Bericht des Spitalmeisters von Radkersburg, Joseph Neubauer, 1754 September 26, fol. 167r–169v (Fragen 1–3). 3 Kodolitsch, Radkersburg 39f.; Szedonja, Bauen in Bad Radkersburg 236; Kaindl–Ruhri, Pfarre Bad Radkersburg 23. 4 ADGS, PfA Radkersburg, Sch. 24, H. 155–158; Sch. 25, H. 168; Weinberger, Armenversorgung 84, 87f.; A. der Stadt Radkersburg, Bestand Theaterplakate (Onkel Adam und Nichte Eva, 1831 Dezember 31). 5 Dirnberger, Stadt Radkersburg 154. 6 Weinberger, Armenversorgung 27; Dirnberger, Stadt Radkersburg 242–244; Weiss, Hund 178. 7 Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 25.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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