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VI.16 Steiermark: Tüffer/Laško – Herrschaftsspital
(Kommentar Nr. 74–75)
Der kleine Markt Tüffer verfügte Mitte des 18. Jahrhunderts über zwei Hospitäler: eine
Einrichtung der Herrschaft im Schloss aus dem Jahr 1695 und eine Anstalt im Markt
mittelalterlichen Ursprungs1. Knapp vier Jahrzehnte später wurde nach der josephini-
schen Reformtätigkeit nur mehr das herrschaftliche Spital im Markt erwähnt, das um
1790 zehn Frauen und zehn Männer beherbergte und einen Kapitalfonds von 26.100 fl.
aufwies. Die Armen erhielten wöchentlich 55 xr. an Almosen, um ihr Essen selbst einkau-
fen zu können. Das Haus bilanzierte positiv und es blieb ein jährlicher Kassarest in der
Höhe von knapp 90 fl. übrig2.
Das Hospitalwesen konnte in Tüffer auf eine bereits jahrhundertelange Tradition zu-
rückblicken, denn schon 1462 hatte Kaiser Friedrich III. der Armeneinrichtung den Stift-
brief Graf Friedrich (II.) von Cilli aus dem Jahr 1448 bestätigt3. Als besonders bedeutend
für die weitere Entwicklung des herrschaftlichen Hospitals sollte sich das Testament Jo-
hann Baptists von Valvasor erweisen, eines Großhändlers aus dem lombardischen Telgate,
südöstlich von Bergamo, der um 1550 in das Herzogtum Krain emigriert war und dort
mit dem Handel von Majolikawaren und Eisen ein Millionenvermögen erwirtschaftet
hatte. Verheiratet war er mit Emerentiana Khisl, Tochter des Bürgermeisters von Laibach,
die einer aus Bayern kommenden, reichen Familie entstammte, die in der Krainer Ge-
sellschaft Karriere gemacht hatte. Am 2. August 1581, wenige Monate vor seinem Tod,
hinterließ er seine beiden Schlösser bei Gurkfeld/Krško und Tüffer/Laško seinen beiden
Haupterben, den Söhnen seiner Schwester Katharina Moscon; den Spitälern in Gurkfeld
und Tüffer vermachte er bedeutende Summen4. Da bereits seine Ehefrau Emerentiana im
Hospital zu Tüffer bestattet worden war, wollte auch der Erblasser dort seine letzte Ruhe-
stätte finden und wünschte sich ein eheliches epitaphium, wie sich gebürth. Er stellte 200
Pfund Herrengült zur Verfügung, mit denen 18 bis 20 herrschaftliche Arme verpflegt und
wöchentlich drei Messen gelesen werden sollten. Ein besoldeter bürgerlicher Spitalmeister
war für die ordnungsgemäße Abwicklung der Stiftung vorgesehen. Zuvor dürften nur we-
nige Personen im Haus gelebt haben, die schlecht versorgt worden waren, da ein Großteil
des Geldes an den Priester „verschwendet“ wurde5.
Trotz der gut dotierten Stiftung bereitete die Erhaltung des zweistöckigen Gebäudes für
die Inhaber der Herrschaft Montpreis gröbere Schwierigkeiten und gravierende Baumängel
wurden daher jahrelang nicht behoben. Nicht einmal der Spitalkaplan, der als Hospitalmeis-
ter fungierte und im Haus wohnte, konnte diesbezüglich bei der Herrschaft die Freigabe der
1 Valentinitsch, Armenfürsorge 114; Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 31; StLA, RuK, Sach 127
II, K. 401, fol. 441r–442v; Weltliche Stiftungsakten 83, Teil 1, K. 301, fol. 402r–417v.
2 Uebersicht 83.
3 Dünnebeil–Herold, Regesten Friedrichs III. 47, 208; StLA, Weltliche Stiftungsakten 83, Teil 2,
K. 302, fol. 917r–922v; Weltliche Stiftungsakten 83, Teil 1, K. 301, fol. 916r–930v.
4 Palladino–Bidovec, Valvasor 13f.; Dimitz, Geschichte Krains 4 35f.
5 StLA, Weltliche Stiftungsakten 68, K. 213, Nr. 5, Nr. 10, Testament Johann Baptists von Valvasor
(Abschrift), 1581 August 2; vgl. Wichner, Heilwesen 74.
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Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Category
- Medizin