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VII.3 Oberösterreich: Freistadt – Bürgerspital (Kommentar Nr. 98–103) 243
782–799, hier 783); in den Inventaren von 1671 finden sich 23, 1674 dagegen 24 Perso-
nen (7 M/17 F) verzeichnet13. Die Stadt erwarb die Johanneskirche 1789; die Freistädter
Braucommune verwaltete das Gebäude in der Folge. 1857 erwarb der Kaufmann Kaspar
Schwarz das Gebäude (ab 1867 Grablege seiner Familie) und ließ es renovieren sowie neu
weihen14. Im Jahr 1964 wurde die ehemalige Spitalkirche in eine Aufbahrungskapelle für
den nahe gelegenen Friedhof umgewandelt (bis 2000). Das Bürgerspitalgebäude (Linzer
Straße 42) wurde 1710 neu errichtet und 1780 umgebaut (eine Aufstockung erfolgte in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts). Das Siechenhaus bei der Johanneskapelle wurde
1790/1793 in ein Bürgerversorgungshaus umgewandelt (bis 1945 ein Krankenhaus)15.
Das heute dreigeschossige und als Wohngebäude bzw. Geschäftshaus dienende Gebäude
mit moderner Fassade verfügt ebenerdig über Kreuzgratgewölbe und Stichkappentonnen-
gewölbe.
Das Freistädter Spital weist ein dichtes Instruktionsgefüge für die städtischen Spital-
meister ab dem 17. Jahrhundert auf, das im 18. Jahrhundert dann versiegte (Endpunkt
1746 bzw. 1761). Eine eigene Spitalordnung für die Insassen konnte dagegen nicht ge-
funden werden. Die vom Stadtrat „erwelt und verordnet[en]“16 Spitalmeister stammten
meist aus dem Inneren oder zumindest aus dem Äußeren Rat und wurden alljährlich am
Thomastag ernannt; das schriftliche Inventar setzte die Spitalmeister über den Besitzstand
des Spitals in Kenntnis. Neben dem Spitalmeier war vor allem die Köchin im Spital be-
sonders wichtig, wie die Instruktionen für den Freistädter Spitalmeister betonten. Neben
der Instruktion für den Spitalmeister vom 3. April 1635 (Edition Nr. 98, S. 775–782)17
findet sich eine korrigierte Ausfertigung vom 16. März 1653 (Edition Nr. 99, S. 782–
799), eine Instruktion vom 23. September 1666 und eine Instruktion vom 31. Dezember
1746 (mit Publikationen für neue Spitalmeister am 3. November 1756 und am 2. Jänner
1761). Für das 19. Jahrhundert liegen je eine Instruktion für den Armenvater des Armen-
instituts aus dem Jahr 1823 sowie für den Hausknecht im Spital und für eine Siechenwar-
terin aus dem Jahr 1850 vor18.
13 OÖLA, StA Freistadt, Sch. 471, A 29. Siehe Alpi, Freistadt 122: 1544 36 Insassen, 1560 28, 1597 24.
14 Dehio, Oberösterreich, Bd. 1: Mühlviertel 148.
15 Brandl, Freistadt 147.
16 Alpi, Freistadt 85.
17 OÖLA, StA Freistadt, Sch. 470, Ausfertigung und korrigierte Ausfertigung, 1635 September 12.
18 OÖLA, StA Freistadt, Sch. 470, Instruktion für den Armenvater des Armeninstituts, 1823 Juni 29;
Instruktion für die Krankenwärterin, 1850 Juni 16; Instruktion für den Hauswärter, 1850 Juni 16.
Abb. 40: Freistadt; Ansicht der Stadt Freistadt, Kupferstich aus Matthäus Merian, „Topographia provinciarum
Austriacarum“ von 1649 (Quelle: Marks, Oberösterreich in alten Ansichten; mit freundlicher Genehmigung
des „Forum Oberösterreich Geschichte“, Klaus Landa).
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Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Category
- Medizin