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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 245 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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VII.4 Oberösterreich: Lambach – Klosterspital (Kommentar Nr. 104–105) 245 VII.4 Oberösterreich: Lambach – Klosterspital (Kommentar Nr. 104–105) Obwohl die Klosterreform in Oberösterreich und die finanziellen Belastungen durch die Koalitionskriege gegen die Franzosen nach 1809 in Lambach ein finanzielles Desaster hinterlassen hatten, unterhielt das Benediktinerstift nach dem Bericht der in Wien er- scheinenden „Vaterländischen Blätter für den Österreichischen Kaiserstaat“ auch noch im frühen 19. Jahrhundert „ein Spital für abgelebte Bürger, Stiftsbedienstete und erarmte Unterthanen, so wie das Waisenstift in der Paura, eine Viertelstunde oberhalb Lambach am rechten Ufer der Traun“1. Allerdings lebten ungefähr zur Zeit der Abfassung des Zei- tungsberichts nur vier Frauen im Alter zwischen 47 und 68 Jahren und sechs Männer im Alter von 50 bis 77 Jahren in der Anstalt als Pfründler2. Da der Markt um 1830 in knapp 170 Häusern bereits annähernd 1.300 Einwohner zählte, relativiert sich aus verständ- lichen Gründen die Bedeutung dieser karitativen Einrichtung3. Das frühneuzeitliche Spital, das vermutlich an eine mittelalterliche, jedoch bisher archivalisch nicht belegbare Tradition anknüpfte, wurde im Jahr 1594 von Abt Burkhart Furtenbacher (1585–1599) als Heim für alte und verarmte Bürger des Marktes, Stifts- bedienstete und Vogteiuntertanen gegründet. Bereits in den ältesten Spitalrechnungen werden jeweils zwei Spitalmeister genannt, welche mit der Leitung des Hauses betraut wurden und die zugleich auch die jährlichen Abrechnungen penibel zu erstellen hatten4. Die (Neu-)Gründung war vermutlich nicht nur als soziale Maßnahme gedacht, sondern kann überdies im Sinn der Rekatholisierung interpretiert werden, die in Lambach erst unter Abt Burkhart endgültig zum Tragen kam5. Knapp 80 Jahre später wandte Abt Placidus Georg Hieber (1640–1678) gemeinsam mit seinem Konvent dem Spital seine besondere Aufmerksamkeit zu6. In der Urkunde vom 19. März 1675 (Edition Nr. 104, S. 819–822) wurde zunächst die Stiftung des Abtes Burkhart lobend erwähnt, jedoch zugleich betont, dass im Stiftshospital nur eine belie- bende anzahl armer persohnen unnderhalten wurde. Es fehlte eine entsprechende „ewige“ finanzielle Fundation, die Abt Placidus nunmehr durch die Veranlagung eines Kapitals in der Höhe von 12.000 fl. bei der Stadt Gmunden mit einer fünfprozentigen Verzinsung (jährlich 600 fl.) sicherstellte. Künftig sollten im Haus zwölf Arme versorgt und beim Tod eines Pfründners der freie Platz möglichst rasch wieder vergeben werden. Überdies ließ der Abt für die Erweiterung des Gebäudes Sorge tragen und noch vier wohn zimmerl, damit jeder spittaller mit ainem absonderlichen dergleichen zimmer versehen seye, errichten. Die Insassen erhielten täglich Fleisch, wöchentlich Mehl- und Grießzuteilungen, Brot, an den zahlreichen kirchlichen Festtagen Wein, Weißbrot und an Fasttagen Stockfisch. Jedes dritte Jahr bekamen sie einen neuen rockh von blauer Farbe und ein Paar Socken, jedes zweite Jahr zwei Paar Schuhe und zwei hemmeter. Das nötige Brennholz wurde aus 1 Benedictinerstift Lambach 473; zum Spital als Überblick Weiss–Gigler, „Thrännen“. 2 StiftsA Lambach, Schbd. 225, Fasz. E/IV/1 f, Josephi-Spital Allgemeine Akten Teil 1 1602–1848, Beschreibung der Spitalpfründler, 1817 April 12. 3 Pillwein, Oestereich ob der Enns 300. 4 Anzengruber, Beiträge 67 f.; Ilk, Sozialeinrichtungen 14; Eilenstein, Benediktinerabtei Lam- bach 43; Schendl, Religiöse Lage, 76 f.; Sturmberger, Hospital 233. 5 Heilingsetzer, Zwischen Humanismus und Aufklärung 93–96; Eder, Glaubensspaltung 197. 6 StiftsA Lambach, Urkundensammlung 1675 März 19; alle folgenden Zitate stammen aus dem Stift- brief; Ilk, Sozialeinrichtungen 14 f.; Anzengruber, Beiträge 68 f.; Eilenstein, Benediktinerabtei Lambach 47.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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