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VII.7 Oberösterreich: Steyr – Bürgerspital, Bruderhaus und Lazarett (Kommentar Nr. 112–119) 257
Steyr“ erwähnt, Wehrgrabenstraße 3110) 1682 von der Stadt angekauft (Lazaretthütten
für Soldaten 1620) und eine Kapelle 1737 erbaut (1798 profaniert). Bereits für 1689 liegt
eine Instruktion für den Lazarettverwalter (Edition Nr. 118, S. 861f.) vor. Zur Kapazität
der Steyrer Versorgungseinrichtung lässt sich für Mitte des 18. Jahrhunderts anführen,
dass im Bürgerspital 32 männliche und weibliche „Pfründner“, im Bruderhaus 22 Insas-
sen und im Lazarett 20 arme (Edition Nr. 113, Paragraph 7, S. 845f.) versorgt wurden.
Die Spitäler der österreichischen Städte und Märkte standen immer wieder im Brenn-
punkt bischöflichen und landesfürstlichen Interesses, Visitationen wurden – durchaus
typisch für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts (Kirchenvistationen im Land ob der
Enns 154411) – in die Städte geschickt, um während der laufenden Reformation die Ist-
Zustände zu erheben (Edition Nr. 112, S. 841–843). Die Kirchenkommission war zu
Pfingsten 1544 in Steyr und überprüfte das Urbar der Flözer-Zeche sowie des Spitals und
die neue Einlage von 1543, wobei Abweichungen zwischen dem Urbar und der Einlage
festgestellt wurden. Am 20. Februar 1545 beantworteten Bürgermeister, Richter und Rat
die Anfrage der Kommissare damit, dass das Bürgerspital im Burgfried viele Ausstände
habe. Im Zuge des Wiener Ausschusslandtages der niederösterreichischen Länder und der
fürstlichen Grafschaft Görz vom 20. Oktober 1544 suchten die Landstände eine eigene
Visitation der Spitäler durchzusetzen, indem sie als Grund die schlechte Verwaltung der
Spitäler und die ungenügende Versorgung der Armen anführten. Der Freistädter Stadt-
richter (1541, 1544–1545) Siegmund Topler12 und der Vogteiverweser von Wels Jörg
Englshammer13 wurden für Steyr mit dieser Spitalvisitation betraut. Am 16. April 1545
wurde der Magistrat von Steyr von den Einleghändlern über die anstehende Visitation
des Spitals informiert. Die gut geplante Visitation des Steyrer Bürgerspitals sah vor, dass
Urbar und Stiftbrief des Spitals und des Bruderhauses (Siechenhauses) vorzulegen waren,
wovon auch eine Abschrift angefertigt werden sollte. Vor allem das Überhandnehmen der
entgeltlichen Aufnahmen ins Spital scheint ein Hauptübel gewesen zu sein. Die beiden
Visitatoren kamen zwar im Laufe des Jahre 1545 nach Steyr, warteten die Abschrift der
Stiftbriefe aber nicht ab, sondern ritten wieder weg. Erst auf Ermahnung der Einleghänd-
ler kündigten Englshamer und Topler am 9. Juni 1546 ihre erneute Ankunft in Steyr für
den 21. Juni an – damit verliert sich aber jede Spur dieser Visitation, so dass sogar unklar
ist, ob sie je durchgeführt wurde14. Die Visitation fand in einer Zeit des Überganges statt:
Nach der langen Amtswaltung des Spitalmeisters Hans Schmidhucker (1525–1544) folg-
ten mehrere, meist nur wenige Jahre im Amt befindliche Spitalmeister nach (etwa Hanns
Strasser 1545, Erhard Prechtl 1546–1549, Klemens Rottaler 1550–1552)15, die sicherlich
einige Änderungen mit sich brachten.
Die aus der Zeit um 1757 wohl stammende Spitalordnung (Edition Nr. 113, S. 843–
849) listet detailliert die Stiftungsgüter und die damit verbundenen Leistungen für die
Spitalinsassen, aber auch das Spitalpersonal auf. Zahlreiche Stifter des Spitals werden an-
geführt: zum Beispiel Josef Achtmark von Achtmarkstein vermachte dem Spital 1654 200
10 Bacher, Steyrdorf 161–163 (mit Abbildung); Rolleder, Heimatkunde 194.
11 Bodingbauer, Bürgerspital Steyr 117 (Mitglieder der Kommission neben dem Vizedom, der Stey-
rer Burggraf Hanns Hoffmann, Wolf Grienthaler und der Vikar von Freistadt Wolf Steinprucker).
12 Grüll, Freistädter Stadtrichter 17. Seit 1553 gehörte dem sechs Mal verheirateten Stadtrichter das
Haus Freistadt Nr. 127, seit 1563 war er starhembergischer Verwalter „hinter der Freistadt“.
13 Unklar, ob er zur Familie der Englshaimb gehörte, Siebmacher, Oberösterreich 40.
14 Bodingbauer, Bürgerspital Steyr 119–121.
15 Ebd. 125–129; Liste der Spitalmeister 154.
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book Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1"
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Category
- Medizin