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VIII.4 Niederösterreich: St. Pölten – Bürgerspital (Kommentar Nr. 126–130) 269
lassen15. Das bescheiden dimensionierte Siechenhaus stellte vor allem für ärmere Inwoh-
ner im Idealfall einen Warteraum für eine mögliche Aufnahme ins Bürgerspital dar. Weil
das Siechenhaus über keinerlei Vermögen verfügte, erhielt es jährlich 60 fl. vom Bürger-
spital als Basisdotation. Nach den Bestimmungen der Gaisruckschen Reformen übernah-
men das Stadtkammeramt und eine wöchentliche Almosensammlung („Freitagsbettel“)
diesen Betrag16. Die Wahlresolution vom 27. Juni 1759 bestimmte, dass dem Bürger-
spitalvermögen 300 fl. entnommen werden sollten, um für erkrankte Dienstboten und
Fremde besser sorgen zu können. Diesen Vorschuss wollte man durch Sammlung unter
den Bürgern wieder hereinbringen. Im Jahr 1766 wurde infolge einer Sammlung durch
einen Pater des Karmeliterklosters das Siechenhaus vergrößert. Die josephinische Zeit
brachte eine erneute Vergrößerung, 1784 erweiterte man das ehemalige Sondersiechen-
haus um einen Stock und schuf Platz für ca. 100 kranke Soldaten. Im Jahr 1856/1857
wurde das Siechenhaus in ein von der Stadt angekauftes Haus (Fuhrmanngasse 22) verlegt
und dort ein Allgemeines Krankenhaus errichtet17. Aber schon drei Jahre später, im Jahr
1859, trat man das Haus zur Gänze an das Ärar ab und verlegte das Spital in die Stadt
(Schmiedgasse 1).
15 Schönfellner-Lechner, Krems und St. Pölten 335.
16 Enz, Finanzgeschichte 128.
17 Helleiner, Zur Geschichte 11.
Abb. 48: St. Pölten; Spital und Alumnat (Wiener Straße Nr. 41), Bürgerspital, später altkatholisches Pfarramt
(1832/33 von Josef Schwertfeger errichtet; 1994/95 Restaurierung); 1828, kolorierte Lithographie (Quelle:
NÖLB, Topographische Sammlung, Inventarnummer Nr. 6.044).
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Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Category
- Medizin