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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 272 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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272 Kommentare VIII.6 Niederösterreich: Weitersfeld – Herrschaftsspital (Kommentar Nr. 134–135) Das 1669 von Adam Maximilian Graf St. Julien gegründete Herrschaftsspital im Markt Weitersfeld (Bezirk Horn) war für zwölf verarmte bzw. kranke Untertanen der Grund- herrschaft Hardegg gewidmet1. Der 1669 begonnene, 1673 fertig gestellte und heute noch existente Zentralbau bot den neuen Besitzern (1655 Kauf der Herrschaft durch die Grafenfamilien St. Julien) in wirtschaftlichen, nach dem Ende des Dreißigjährigen Krie- ges schwierigen Zeiten Gelegenheit, sich als mildtätige Patrone ihrer neuen Grundherr- schaft zu inszenieren2. Die Räume des beinahe quadratischen (außen 19,5 Meter Seiten- länge) Gebäudes sind um einen mittigen Turm angeordnet3. Der anfänglich vorgesehenen Zahl von zwölf Spitalinsassen scheint anfänglich entsprochen worden zu sein, erst in den 1720er Jahren lassen sich nur mehr acht anstelle von zwölf „Spitalern“ nachweisen. Nach dem Tod von Leopold St. Julien (1719) wurde die Grundherrschaft 1730 an die Familie Khevenhüller verkauft, die nach dem Verlust des Stiftbriefes um 1719 ein Armenhaus mit nunmehr acht Spitalinsassen übernahm. Das Original der in zwölf Punkte gegliederten Spitalordnung von 1673 lag noch 1766 vor (Edition Nr. 134, S. 899f.), ist aber heute nicht mehr auffindbar. Das Inventar (Edition Nr. 135, S. 900f.) weist den bescheidenen Standard des Herrschaftsspitals von Weitersfeld aus, drei Tische und sechs Bänke, die spartanischen Schlafräume und auch der Umstand, dass einige Spitalinsassen zu zweit in einem Bett schlafen mussten, erscheint nicht un- typisch für kleine Spitäler. Eine Speiseordnung von 1766 lässt die Grundlagen der Ver- sorgung des Spitals, die aus Brot, Rindfleisch und Schmalz bestand, erkennen, daneben spielten auch Hülsenfrüchte eine größere Rolle. 1 Damm, Armut 69: Bekleidung der „Narrischen Bäßl“, ein blinder Bub, ein „grindiges Waisenkind“, „spittall Biebl“, „Zigeunerbub“. 2 Als Überblick zu diesem Spital Damm, Weitersfeld. 3 Zu ähnlichen Anlagen (zum Teil kreuzförmig) Zinsler, Das Bürgerspitalsgebäude; Bleicher, Röh- renbach. Abb. 50: Weitersfeld; Herr- schaftsspital und später Nieder- österreichisches Armenhaus der Grundherrschaft (Weitersfeld Nr. 155), gestiftet 1666, qua- dratischer, eingeschossiger Bau um Mittelturm mit Rund- bogenfenstern und Zeltdach; heute Wohnhaus mit profa- nierter Kirche (Quelle: NÖLB, Topographische Sammlung, Inventarnummer Nr. 19.978).
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
Web-Books
Library
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