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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 275 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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VIII.7 Niederösterreich: Wiener Neustadt – Bürgerspital (Kommentar Nr. 136–142) 275 tion Nr. 137, S. 905) deutlich wird, wo neben dem Superintendenten Christoph Gabes- sam auch der (seit 1614) Offizial und Generalvikar Matthias Gaisler13 (um 1581–1639), der nachmalige Bischof von Wiener Neustadt (1631–1639), genannt wird. Die Tätigkeit der Spitalmeister wurde über die im Stadtarchiv Wiener Neustadt gut dokumentierten Spitalmeisterinstruktionen geregelt, von denen in diesem Band eine Aus- wahl geboten wird (vermutlich 16. Jh. Edition Nr. 138, 1658, S. 906–911; Nr. 140, 1691, S. 915–921; Nr. 141, S. 921–924)14. Nach der Ernennung zum Spitalmeister folgte in der Regel rasch auch die Publikation einer Instruktion. So wurde Augustin Purckhardt- hofer am 17. Februar 1609 zum Spitalmeister (1609–1611) und Ruprecht Ruckhenpämb zum Adjunkten bestellt (Instruktion am 10. März 1609, Edition Nr. 139, S. 911–915)15. Neben der Erhaltung des Spitalgebäudes und der Aufsicht über Personal und Spi- talinsassen sowie die Verwaltung des Besitzes (Einhebung bzw. Bezahlung der Grund- dienste – darunter der Getreidezehent in Lanzenkirchen16 –, Kontrolle der spitaleigenen Wälder) traten für die Spitalmeister die Wirtschaftsführung und die recht komplizierte, mit belegenden „Auszügl“ versehenen Spitalrechnungen17. Seit 1660 hatte der jewei- lige Spitalmeister auch die Verwaltung des städtischen Brauhauses über (am Beginn des 18. Jahrhunderts übernahm die Stadt das Brauhaus wieder in Eigenregie)18. Das Amt des Spitalmeisters bzw. seine Instruktion stand in engem Konnex mit der Erstellung eines In- ventars19. Die Funktion des kaum im Amt befindlichen (14. März) und schon verstorbe- nen (vor 30. März) Spitalmeisters Adam Seidl wurde in weiterer Folge von Matthias Gutt- gesell (Spitalmeister 1674–1684) 1674 übernommen. Im Zuge der Amtsübernahme im März 1674 legte man unter der Kontrolle der Superintendenten Franz Bernhardt, Johann Wilhelm Öhrlein und Andreas Ott ein Inventar an (Edition Nr. 142, S. 925–930)20. Die Wirtschaftsführung implizierte Anbau und Verwertung von Getreide und Mehl, die Ar- beiten in den Weingärten und das Spitalvieh. Bei Neuaufnahmen von Pfründnern muss- ten Eingaben an den Rat gerichtet werden. Der Spitalmeister hatte vor dem Hintergrund der Reformation bzw. der Gegenreformation im Jahr 1592 an den Stadtrat zu berichten, wer unter den Pfründnern „so schmählich und schimpflich“ über Beichte und Kommu- nion gesprochen hatte21. Das Spitalbenefizium (Erasmus- und Elisabethbenefizium) im neuen, nahe der Domkirche gelegenen Bürgerspital war vermutlich aufgrund des Pries- termangels im 16. Jahrhunderts eng an die Domkirche angelehnt22, eine eigene Kapelle im Spital gab es erst ab 1716. Ein Inventar des Benefiziatenhauses (25. Jänner 1553) lässt 13 Gatz, Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648, 214. 14 Als Beispiel für das 18. Jh. Mayer, Wiener Neustadt II/2, 109f. 15 Wurmbrand, Wiener Neustädter Bürgerspital 107, 126 (März 5?). Seine Abberufung erfolgte auf „instendiges anhalten“. 16 Ebd. 200f. Zur Hadermühle, die seit den 1570er Jahren im Spitalbesitz war, Lechner, Das Wiener Neustädter Bürgerspital 211–214. 17 Für das 17. Jh. guter Überblick bei Wurmbrand, Das Wiener Neustädter Bürgerspital 109–121. 18 Ebd. 149f. 19 Zu den Weinsorten siehe ebd. 151–169: Weingüter besaß das Spital in St. Georgen, Mattersdorf, „in der Warth“, Sigleß, Wöllersdorf, Katzelsdorf, Fischau und Weikersdorf [Prossaberg] (S. 155). Die Gewähr- bücher des Spitals verzeichnen verschiedene Grundherrschaften („Burg“ Wiener Neustadt, Eisenstadt, das Klos- ter Neuberg, Pitten und Starhemberg). 20 Ebd. 132. Leider werden die Superintendenten, anders als die Spitalmeister (124–134) nicht na- mentlich verzeichnet (S. 134–138); zu Ott S. 136. 21 Lechner, Das Wiener Neustädter Bürgerspital 187f. 22 Ebd. 233–241.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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