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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 280 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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280 Kommentare onspunkt des bürgerlichen Selbstverständnisses“7, indem es über Pfründnerverträge und Leibgedinge Aufnahme für alte Bürger bot, zum anderen war die kostenlose Armen- und Altersversorgung wichtig. Das Bürgerspital entwickelte sich im Spätmittelalter zu einem größeren Anbieter von karitativen Leistungen in Wien (Waisen-, Armen-, Altenversor- gung), indem es das 1418 gestiftete Pilgramhaus unter seiner Kontrolle brachte8. Nach den Unruhen des Wiener Neustädter Blutgerichtes 1522 reorganisierte Ferdi- nand I. die Verwaltung der Stadt Wien mit der Stadtordnung von 15269 gänzlich neu – auch im sozial-karitativen Bereich zog die Stadt die Kompetenzen stärker an sich10. Während der Spitalmeister früher ein Ratsbürger (ab nun nur mehr Äußerer Rat) war, wurde er nun zu einem weisungsgebundenen, mit Amtseid verpflichteten städtischen Bediensteten, dem zwei vom Rat gestellte Superintendenten vorgesetzt waren. Der Spi- talmeister war für die „Armenpolizei“ im gesamten Burgfriedbezirk der Stadt zuständig, so spielte beispielsweise der „Spitalkotter“ oder auch der Beschauer im Spital bzw. der Spitalarzt für die Vergabe der „Stattzeichen“ (Bettelberechtigungen an Bettler in Wien) eine zentrale Rolle11. Das Wiener Armenwesen stand unter der kontrollierenden Aufsicht der niederösterreichischen Regierung (später verschiedene Hofkommissionen). Das früh- neuzeitliche Bürgerspital war vor allem durch einen deutlichen Zuwachs an Funktionen gekennzeichnet. Zwölf Waisenmädchen (seit 1624 aufgenommen, davor in St. Niklas12 versorgt) wurden aufgenommen, Kranke in größerem Umfang verpflegt. Seit 1664 war das Bürgerspital auch für Waisenknaben (1664 Erweiterung des Bürgerspitals durch das Chaossche Stiftungshaus, Kärntnerstr. 28–30) zuständig. Als Filialspitäler dienten das Parzmaiersche Haus (Wien 1, Tiefer Graben 2513), das Lazarett an der Siechenals und das Bäckenhäusel (Wien 9, Währingerstr. 42/Boltzmanngasse 1) wurden eingerichtet. In Pestzeiten waren dem Bürgerspital auch die Not- und Pestspitäler auf der Spittelau und in der Klosterneuburger Au unterstellt14. Seit 1706 – Inkorporierung des Spitals St. Marx und des Spitals „Zum Klagbaum“ – und bis 1784 war das sich durch Eigenwirtschaft, Stiftungen und Spenden selbst tragende Bürgerspital die zentrale Versorgungseinrichtung für Kranke und Arme in der Stadt (Versorgung von ca. 3.000 Personen)15. Im Jahr 1703 befanden sich in St. Clara16, im Lazarett und im Bäckenhäusel 984 Personen, in St. Marx 146 und im „Klagbaum“ zwölf. Rund 40 Jahre später, 1742 wurden in St. Clara (Bürger- spital/Stadt) 539, im Bäckenhäusel 184, in St. Marx und Klagbaum 400 Personen ver- pflegt. Im Jahr 1781 waren dies in St. Clara 1.718, im Bäckenhäusel 310, in St. Marx und Klagbaum 31217. Das Archiv des ehemaligen Bürgerspitals befindet sich heute im Wiener 7 Resl, Bürger und Spital 211. 8 Zum Pilgrimhaus (Wien I, Annagasse 3, 3a) Just, Das Wiener Pilgerhaus; Czeike, Wien Lexikon 4 554. 9 Zur Stellung des Spitalmeisters in der Wiener Stadtordnung 1526 Csendes, Rechtsquellen Wien 286– 288; Faksimile Pauser, Wiener Stadtordnung; zur Situation davor Pohl-Resl, Rechnen mit der Ewigkeit 137–142. 10 Pauser, Verfassung und Verwaltung 70. 11 Bräuer, und hat seithero gebetlet 186f., 190f.; Pichlkastner, Bettelerlaubnis. 12 Zum Nikolaikloster Czeike, Wien Lexikon 4 411. 13 Zum Bettelkotter Czeike, Wien Lexikon 1 351f. 14 Werfring, Pestspitäler 199–214. 15 Zur Geschichte der Versorgungshäuser im 19. Jahrhundert siehe Scheutz, Der blaue Herrgott. 16 Zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Klosterkirche, der nachmaligen Spitalkirche, Schedl, Klosterleben und Stadtkultur 235–244 (Regesten 245–256); Abbildungen 354–368, 377, 400f. 17 Weiss, Geschichte der öffentlichen Anstalten 95. Für 1528 werden 28 Personen, für 1663 in St. Klara und St. Marx gemeinsam 548 Personen versorgt.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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