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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 285 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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IX.1 Wien: Wiener Bürgerspital (Kommentar Nr. 144–190) 285 trug Friedrich III. die Verwaltung des Siechenhauses an das Chorherrenstift St. Dorothea. Nach der ersten Belagerung Wiens 1529 wurde das Siechenhaus nicht mehr aufgebaut, Ferdinand I. übergab die Ruinen der Stadt, die schließlich für den Wiederaufbau verant- wortlich zeichnete. Das um das Siechenhaus entstandene Dorf (Siechenals) wurde später als Vorstadt Thury neu errichtete. In den nach Heiligen benannten Stuben (fünf Män- nerstuben: St. Lazarus, Sebastian, Thomas, Rochus, Martin) standen je 16 bis 23 Betten (insgesamt 238 Betten) zur Verfügung (weiters Melorationsstuben für Frauen: St. Elisa- beth, Margaretha, Susanna, Magdalena)36. Im Pestjahr 1713 mussten zusätzlich große Bretterhütten zur Unterbringung der Kranken aufgerichtet werden. Im Jahr 1784 wurde das Siechenhaus dem Allgemeinen Krankenhaus eingegliedert (1857 Rückgabe an die Stadt, 1858 Abbruch und Neuerrichtung des Bürgerversorgungshauses). Das Bäckenhäusel (Wien IX, Währingerstr. 42, Boltzmanngasse 1, heute dort Univer- sitätsinstitute) erhielt seinen Namen von einem vor dem Haus stehenden Bäckerkreuz37. Das Bäckenhäusel wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts von einem Mitglied der Bä- ckerfamilie Lundler errichtet. Nach dem Aussterben der Familie kam das Bäckenhäusel an Paul Hirsch von Hirschfeld, ein Mitglied des Inneren Rates und Superintendent des Armenhauses zu St. Marx38. Mit testamentarischer Verfügung vom 29. April 1648 (pu- bliziert 11. Mai 1648) kam das Bäckenhäusel an das Wiener Bürgerspital. Das Bäcken- häusel wurde mit dem gegenüberliegenden, 1529 zerstörten alten Lazarett (Siechenhaus „Zu St. Lazars diesseits der Als“) zusammengelegt. Zwischen 1650 bis 1657 diente das so genannte, an den Stadtrat vermieteten „Hirschenhäusel“ als Wohnort für den Infektions- arzt. Neben dem „Hirschenhäusel“ errichtete man 1656 einen Zubau zur Unterbringung der aus dem Lazarett entlassenen Rekonvaleszenten (vier ebenerdige Stuben und eine kleine Kapelle). Im Pestjahr 1679 erfolgte eine erste Erweiterung des Rekonvaleszenten- hauses (Stadel für „inficierte“ Leute), im Jahr 1708 schloss sich eine neuerliche Erwei- terung durch Aufsetzen eines Stockwerkes an. Bei diesem Siechenhaus stand auch eine Kirche (Altäre für die Pestpatrone Rochus und Sebastian). Das eigentliche, inzwischen de- solate „Hirschhäusel“ legte man 1720 nieder und schuf ein „Stöckl zu Einloschierung des geistlichen Armenvaters und Arztes“ (Darstellung des Bäckenhäusels auf dem Plan von J. D. Huber). Eine Hauptfront und zwei Seitenflügel wurden errichtet, im Vorhof stand isoliert eine Kapelle. Die Anstalt zählte damals 36 geräumige Pfründnerzimmer mit 586 Betten sowie zwei Krankenstuben mit 27 Betten. Nach der Eröffnung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien 1784 widmete man das Bäckenhäusel für Sieche. Die Bürgerspi- talkommission übergab das Gebäude 1824 der Niederösterreichischen Landesregierung in das Eigentum, dort sollten 25 verarmte Bürger auf Kosten des Versorgungsfonds verpflegt werden. Erst 1842 kam dann das Gebäude an den Wiener Magistrat, der diese Anstalt bis 1868 als Versorgungshaus führte. Im Jahr 1869 tauschte der Gemeinderat mit dem Finanzministerium das Gebäude gegen die Viehmarktplätze bei St. Marx – das ehemalige „Bäckenhäusel“ wurde der Tabakregie zugeschlagen (Demolierung des Hauses 1907 mit Niederlegung der Rosalienkapelle)39. Auf dem Bauplatz entstanden zwischen 1908 bis 1915 Universitätsinstitute (auf dem Standort Bäckenhäusel erhebt sich nun das Portal des Chemischen Instituts). 36 Beleg für 1713 Hofbauer, Alservorstadt 109f. 37 Czeike, Wien Lexikon 1 225. 38 Pemmer–Lackner, Die Währinger Straße 40–42; Hofbauer, Alservorstadt 130–134. 39 Wolf, Alsergrund-Chronik 209.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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