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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
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Page - 301 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1

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X.1 Burgenland: Esterházysche Herrschaftsspitäler (Kommentar 192–203) 301 X.1 Burgenland: Esterházysche Herrschaftsspitäler (Kommentar 192–203) Die mächtigen Fürsten Esterházy, typische Neufürsten und im Kontext der Konfessiona- lisierung erfolgreiche adelige Aufsteiger der Habsburgermonarchie des 17. Jahrhunderts, unterhielten zur Steigerung der familieneigenen Memoria, aber auch als sozialpolitische Maßnahme in ihrer großen, im heutigen burgenländisch-ungarischen Grenzgebiet an- gesiedelten Grund- bzw. Wirtschaftsherrschaft ein Netz von fünf grundherrschaftlichen Spitälern, die insgesamt noch wenig erforscht sind und deren strukturelle Interdepen- denz ungeklärt erscheint1: Neckenmarkt (vor 1640 entstanden), Lockenhaus (vor 1668), Eisenstadt (1690–1711/1712 sowie 1723–1759), Forchtenau (gegründet 1759) und Pöttsching (1761 gegründet). Im Jahr 1622 verpfändete Ferdinand II. Burg und Grafschaft Forchtenstein und die Herrschaft Eisenstadt um 500.000 Gulden an den Grundherrn von Landsee Nikolaus Esterházy (1582/1583–1645), bereits vier Jahre danach kaufte der ungarische Magnat die Forchtenstein um rund 284.704 Gulden und baute die Herrschaft durch Arrondierun- gen zu einer wirtschaftlich ertragreichen Gutsherrschaft aus – ein grundherrschaftliches Spital durfte hier nicht fehlen2. Das für 24 bis 25 Spitalbewohner ausgelegte Spital in Forchtenau, unterhalb der beeindruckenden Burg Forchtenstein gelegen, wurde 1759 – wie auch die normative Ausstattung (Spitalordnung und Instruktion für den Spitalver- walter) verdeutlicht – errichtet und löste damit eine Bestimmung des Testaments von Paul Esterházy von 1695 ein3. Eigentlich handelt es sich bei diesem grundherrschaftlichen Spital in Forchtenau um eine Translozierung des Eisenstädter Spitals. Seit 1690 betrieb Paul I. Esterházy (1635–1713) neben der 1674 errichteten Kapelle der hl. Apollonia und Wilgefortis ein herrschaftliches Spital für zwölf Personen4, in unmittelbarer Nähe ent- stand 1701/1705 der Kalvarienberg mit der Kapelle Maria Einsiedeln5. In den Jahren 1711/1712 übergab man den zwischenzeitlich um einen Stock erweiterten Spitalbau den Eisenstädter Franziskanern als Residenz, allerdings war dieser Spitalneubau zum Tod von Paul Esterházy 1713 noch nicht vollendet. Unter dem Nachfolger Michael (1671–1721) stellte man den Bau (auf dem Gebiet des heutigen Krankenhauses in Eisenstadt) fertig, überantwortete das Spital aber widmungswidrig zur Verwahrung von verhaltensgestörten Kindern. Erst 1723 führte man das für zwölf Personen ausgelegte Eisenstädter Spital dem eigentlichen Zweck zu (acht Männer und vier Frauen). Bis 1759, als man das Esterházy- sche Spital in Eisenstadt schließlich den Barmherzigen Brüdern übergab, blieb der Betrieb 1 Zu den Esterházyschen Spitälern elementar Tobler, Die fürstlich Esterházyschen „Spitäler“ 417– 425. Die Situation nach 1848 (nach der Auflösung der Grundherrschaft) ist bislang auf Spitalsebene nicht erforscht. Wenig ergiebig für das Gebiet des heutigen Burgenlandes Reingrabner, Zum Verhältnis; zu den Badern der Region Grass, Medizinische Versorgung. Den wichtigen und uneigennützigen Hinweis auf die Aufstellungen des esterházyschen Archivars Johann von Schmiliar erhielten wir von Felix Tobler, wofür wir herzlich danken. 2 Als Überblick Prickler–Tobler, Burg und Grafschaft Forchtenstein 12–31. 3 Zur Geschichte des Spitals in Forchtenstein Tobler, Die fürstlich Esterházyschen „Spitäler“ 422– 425. 4 Neben dem esterházyschen Spital gab es in Eisenstadt noch ein vermutlich aus dem Spätmittelalter stammendes, aber jedenfalls nachweisbar im 16. Jahrhundert und bis 1938 bestehendes Bürgerspital (Neubau erste Hälfte 17. Jh., Neusiedlerstraße, Abriss 1961/1962), Rittsteuer, Eisenstädter Bürgerspital 399–406. 5 Prickler, Eisenstadt.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Spital als Lebensform
Subtitle
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Volume
1
Authors
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Category
Medizin
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