Page - 431 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 2
Image of the Page - 431 -
Text of the Page - 431 -
I. Österreich: Hofspitäler (Edition Nr. 1–16) 431
[16.] Fur solche muhe unnd verrichtung bewilligen wir den ordens leütten in
mergedachtem closster jarlicha und jedes jars besondera zwainzig gulden [407v] reinisch in
munz, von den jerlichen auf ernannts spitall von unns geordneten ain tausenndt gulden
durch gegenwürttigen unnd khunfftige spitlmaister ervolgen zulassen.
[17.] Ainem pader oder barbiererb, der den armen alle monat zu irer seübrung
ain sonnder pad halt unnd irer notturfft nach ordenlichen auß bad, auch wenn es die
notturfft erfordert unnd er berueffen wierdet, daz er den armen nach aller pillichkhaidt,
notturfftige hilff erzaig, in iren khrannckhaiten mit aderlassen oder sonnsten treulichen
rath und beystandt thuee, solle daz jar für solches alles (doch ausserhalb der arznei, salbm
oder phlasster, welches ime sonderbar bezalt werden soll) durch ain spitlmaister zehen
phunt phening geraicht werden.
[18.] Die armen leüth sollen allain durch unns oder die superintendenten in daz
spitall eingenomben unnd verordnet werden unnd sonnderlich soll khain personn in
solch spitall, die ir täg unnd leben mit sauffen, spillen oder sonst leichtferttigem wandl
zuegebracht haben unnd irer armueth und eellenndt selbst ursacher unnd diß wergkh der
heilligen barmbherzigkhait nit wierdig sein, eingenomben werden.
[19.] So sollen auch die personnen, so mit der pesstilennz, aussaz, franzosen oder
anndern khrannckhaiten, die man contagiosos morbos nendt, beladen, deßgleichen
die unsynig sein, sollen in gemelt spittall nit eingenomben, sondern, wo ainer, so
arm, ellenndt unnd one hilff wäre, soll demselben nach gelegenhaidt durch die
supperintendenten ain geldt aus dem spitall zu ainer hilff verordnet unnd geben werden.
[20.] Die superintendenten sollen auch sonnderlich darauf bedacht sein, die
personnen, so durch procuriern, furgepeth oder annder unordenlich weeg in diß spitall
gefuerdert werden wolten, khaine einzunemben, sonnder zu gewisser abstellung solcher
unordenlichen [408r] befurderung allain die auf- unnd einnemben, die aigner bewegnus
selbst khumben, dis wergkh der barmbherzigkhait begerunt notturfftig sein unnd das
auch darauf bedacht unnd erkhundigung gehalten werde, daz sy, die so eingenomben
sollen werden, ire tag, wie hievor gemelt, nit leüchtferttig verzert unnd mit den
khrannckhaiten, in dem nechsten articl vermeldt, nit beflegkht sein unnd soll khain
personn eingenomben werden, sy seye dann zuvor durch den parbierer unnd die jehnigen,
so durch die superintendenten darzue verordnet, besichtigt unnd beschaudt worden.
[21.] Der spitlmaister unnd sein ehewirtin sollen bei den armen leuthen darob unnd
daran sein, damit sich khain zerrütligkhait, zanngkh, neyd oder haß zwischen inen
erhebe, ob sy aber solches erinndern, dasselb gestragkhts aufheben unnd abstellen unnd
khaines weegs ainichen unwillen zwischen inen gestatten; die armen sollen auch solche
verainigung gannz treulicher maynung annemben, sich mit nichten darwider sezen,
sonnder miteinander in der forcht Gottes ganz ainig, erbar, züchtig unnd fridlich leben,
sich auch vor allerlay leüchtferttigkhait, Gottes lestrung, sauffen, zanngkhen, hadern noch
wingkhlheyrat und der gleichen unehrlichen sachen anzurichten, genzlichen enndthalten;
es soll auch khain arme personn one vorwissenc, willen unnd erlaubnuß des spitlmaisters
aus dem spital nindert hingeen, den petl einzunemben unnd die weinkheller zubesuechen
unnd in summa alle unzucht in wortten unnd wergkhen vermeiden, wo sich aber aine
oder meer personnen uber des spitlmaisters guetlich unndersagen dessen nit massen wolt,
a–a In linker Spalte nachgetragen.
b Korr. aus barbarbierer.
c Folgt und, getilgt.
back to the
book Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 2"
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 722
- Category
- Medizin