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446 I. Österreich: Hofspitäler (Edition Nr. 1–16)
[65.] Jedem armen, der aufgenomen wirdet, sollen der spitlmaister und
gegenschreiber zuvor nach aller notturfftiger diennstlichen erzellung unnd ausfuerung
mit ernnst einbinden, sein weer one waigerung dem spitlmaister zugeben unnd, alßlanng
er im spital ist, zulassen, item sich erbarlich, zuchtig, gotsforchtig zu halten, mit schelten,
sauffen, zanckhen, hadern unnd unwillen noch winckhelheurath unnd annder bese,
unehrlich sachen anrichten, one erlaubnus des spitlmaisters nit aus dem spital zugeen,
dem pettl, die weinkheller unnd in summa alle unzucht, ergernus unnd leichtferrtigkhait
in wortten unnd werckhen genzlichen zu vermeiden, speiß unnd tranckh, klaidung unnd
annder notturfft mit danckhsagung annemen unnd der stiffter unnd guetthater des spitals
mit andechtigem gebet ingedenckh zu sein, welcher oder welche aber hiewider thuen oder
den geringisten articl überschreitten wurden, gegen dem oder derselben solle erstlichen
mit wortten, zum annder mit verbiettung des weins, zum dritten mit dem khetterl unnd,
wo es noch nit hülfft, alßdann on alle gnad unnd ansehen solcher person armuet unnd
ellendt, anndern zue billichen abscheuch, mit der ausschaffung aus dem spital, doch mit
vorwissen unnser n(ieder) o(esterreichischen) regierung unnd camer fürgangen unnd ob
diser ordnung steuff gehalten werden.
[66.] Unnd damit dise ordnung unnd betrohete bestraffung yeder zeit unnd teglichen
den armen nit unwissent seye, darauf auch umb sovil mer achtung unnd sorg haben,
unnd sich mit ainicher unwissenhait umb sovil desto weniger entschuldigen mügen, so
wellen wir, das die mit ainer grossen leßlichen schrifft auf ain tafel geschriben, solche
tafel offentlich im spital aufgehangen, auch über des wochentlich inen, den armen
leüthen, nach dem gotsdiennst in beysein des spitlmaisters unnd gegenschreibers neben
mundlichem einpilden, das sie dem also nachgeleben, mit vermeldung der verordnenten
betrohenden straff fürgehalten unnd fürgelesen werden. [24r]
[67.] Spitlmaister unnd gegenschreiber sollen auch sonderlich das wein zuetragen bey
dem diennstvolckh alles ernsts abstellen unnd khaines weges nit gestatten, sonnder wohe
jemants unnder dem diennstvolckh über des verpot betretten, der den armen leüthen
wein zuetriegt, ob des gleich durch sie begert wirdt, gegen denselben solle spitlmaister mit
gebüerlicher straff fürgeen.
[68.] Damit auch den armen durfftigen durch die gesundten unnd starkchen das brot
nit abgeschnitten werde, so ist unnser willen, das spitlmaister unnd gegenschreiber alle
personen, so zuerhaltung ires gesundts eingenomen werden unnd denselben erlanngt
haben, oder sich sonnsten an des spitals hülf mit arbaith oder diennst erneren mögen,
aus dem spital mit vorwissen unnser niderösterreichischen regierung unnd camer
widerumben thuen, unnd inen alles das, so sie mit sich hinein gebracht unnd dem
siechmaister zuebehalten geben hat, widerumben on entgelt unnd abganng zuestellen.
Von peregrinen
[69.] Wann ye zuzeitten arm leüth, so khranckh unnd schwach, für unnser spital
khomen unnd herberg oder speiß begeren, solle ain spitlmaister macht haben, die selben
(doch, so mit der pestilenz, aussaz oder franzhosen beladen seindt, außgeschlossen) mit
vorwissen des gegenschreibers in das spital zunemen, ain tag, zween, drey oder mer nach
gelegenhait der khrannckhait oder müede, biß sy ferrer khömen mögen, zubeherbrigen,
speiß unnd tranckh, mit zuthaillen unnd sy ferrer zuziehen zubeschaiden. Damit aber
solch streichend personen nit zu offt khömen, unnd sich auf solch unnser almusen
verlassen, so ist unnser mainung, das ir yeder durch den spitlmaister in ain besonnder
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Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 722
- Category
- Medizin