Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Österreichs Staatsidee
Page - 28 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 28 - in Österreichs Staatsidee

Image of the Page - 28 -

Image of the Page - 28 - in Österreichs Staatsidee

Text of the Page - 28 -

29 lautet, fügt es noch eine directe Beleidigung denjenigen zu, die es Unrecht leiden läßt. Nicht minder verletzend ist ein anderes Sofisma, welches wir Böhmen, so wie die übrigen Slaven und Rumänen überhaupt häufig hören müssen: Ihr seid eine noch allzuwenig gebildete Nation, und höhere Bildung könnet ihr doch nur durch uns Deut- fche oder Magyaren erreichen; zum eigenen Vortheil lernet ihr und müsset auch unsere Sprachen lernen, da ihr wohl wißt, daß ihr ohne ihre Kenntniß nicht einmal Amtsschreiber ober Korporale werden könnet; euere ungeschliffene und arme Sprache paßt gar nicht in höher gebildete Sphären: wozu also ein solcher Kraft- und Kostenaufwand zur Veredlung einer an sich entbehrlichen Sprache? Es ist dieß eine eigene Illustration zu dem deutschen Sprichwort, daß wer Schaben erlitt, dem Spotte nicht entgehen kann. Ein glänzender Syllogismus das, — Jemanden zuerst die gesetzliche Möglichkeit der Erreichung einer höheren nationalen Bildungsstufe abschneiden, und dann ihm vorwerfen, daß er sie nicht erreicht habe! Diejenigen, die da so sprechen, sollen sich wenigstens nicht erdreisten, selbst höherer Bildung und Freifinnig- keit sich zu rühmen; leisten sie ja nicht einmal dem einfachen, jüdischen Grundsatz: „leben und leben lassen", — Genüge. Übet doch nur Gerechtigkeit, meine Herren, und wenn Ihr auch nicht gleich jedem gebet, was er vielleicht weder wünscht noch benöthigt, so schlaget es wenigstens denen nicht ab, die es verlangen und brauchen und durch zahlreiche Opfer, die sie zum allgemeinen Besten bringen, es längst verdient haben. Entschlagt Euch dann aller Sorge, was ein Jeder welter zu thun habe, um in Hmtern, in der Armee oder im Handel sein Fortkommen zu finden; ist er erst nur ans natürlichem Wege hinlänglich gebildet, so wird er schon selbst feinen Vorthell am besten wahrzunehmen wissen. Mit Phrasen des modernen Liberalismus um sich herum werfen, mit höherer Bildung und konstitutioneller Gesinnung prahlen, Pruntreden halten über Gerechtigkeit und Humanität und dabei doch mit Händen und Füßen an allen den Bevorrechtnngen und materiellen Bortheilen festhalten, die man nur auf dem Wege der Wllllühr und Gewalt erlangen hat, überdies noch hochmüthig
back to the  book Österreichs Staatsidee"
Österreichs Staatsidee
Title
Österreichs Staatsidee
Author
Franz Palacký
Publisher
I. L. Kober Verlag
Location
Prag
Date
1866
Language
German
License
PD
Size
14.7 x 21.5 cm
Pages
110
Categories
Geschichte Vor 1918
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Österreichs Staatsidee