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Vor 1918
Österreichs Staatsidee
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82 Völker besorgt und sie auf diese Art in ihrem nationalen Rechte beeinträchtigt werden sollten? Mannigfach sind die Anträge, die zur endgiltigen Lösung dieser überaus schweren Aufgabe gemacht werden. Das einfachste und summarischste Verfahren wäre wohl jenes, welches die schon früher von mir erwähnte Partei, die jetzt zwar schweigt, aber keineswegs entsagt, wohl am liebsten sehen würde, wenn es nämlich gar keine Landtage und überhaupt leine Constitution geben möchte und die Wünsche der einzelnen Nationen nach altpatriarchalifcher Gewohnheit durch Ordonnanzen von Oben beglichen würden. Da jedoch die Hoffnungen und Pläne dieser Partei, wenn sie auch auf eine kurze Zeit realisirt würden, keineswegs von langer Dauer sein könnten und den Staat in noch größere und vielleicht un- heilbare Wirren stürzen würden, werde ich mich hier mit ihnen eingehender nicht beschäftigen. Indem ich auch andere, vielleicht nicht ganz unmögliche Vorschläge mit Schweigen übergehe, wende ich mich zur Würdigung derjenigen, die wirklich gemacht wurden und noch bisher gemacht werden und deren Differenzen und Chancen in Wort und Schrift von allen denjenigen erwogen und discutirt werden, die sich aufrichtig mit der österreichischen Ver- fassungsfrage beschäftigen. Auch hier muß ich aber einige allgemeine Bemerkungen voran- schlcken. Die constitutionelle Verfassung wuchs und entwickelte sich in Osterreich nicht so wie in England auf historischem Boden, durch natürlichen und allmähligen Entwicklungsgang heran, sie wurde auch nicht, wie in Frankreich, im jahrelangen Kampfe der gesammten nationalen Intelligenz errungen und organisirt, fondern sie wurde wie ein fertiges, wenn auch fremdes Reis plötzlich auf die verschiedenen einheimischen Setzlinge gepfropft. Natürlich stellt sich auch allfogleich die Frage, ob sie denn wohl auch in unfern Garten, auf unsere Verhältnisse in der Gestalt unverändert paßt, wie sie in der Fremde sich herangebildet hat? Wird die Uniform!- tät, die bei homogenen Staaten so sehr beliebt ist, auch einem solchen staatlichen Organismus anstehen, der aus so heterogenen Iheilen zusammengesetzt ist? Jeder Besonnene erkennt allsogleich, daß dies wenigstens eine der Erwägung bedürftige Sache sei.
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Österreichs Staatsidee
Title
Österreichs Staatsidee
Author
Franz Palacký
Publisher
I. L. Kober Verlag
Location
Prag
Date
1866
Language
German
License
PD
Size
14.7 x 21.5 cm
Pages
110
Categories
Geschichte Vor 1918
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