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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume II
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2712. Februar 1848 Ausnahmszustand durch eine scharfe Proclamation constatiren und eine kräftige dictatur üben, vor allem wären contributionen und geldstrafen angezeigt. Zuvor aber müsse der erzherzog abberufen werden, der nichts als dummheiten mache. ich benützte diese gelegenheit, um jenes elende geschwätz, wovon mir neipperg u.a. erzählt hatten, aufzutischen und mit verachtung zu widerlegen, es wäre, sagte ich, nicht nur eine schändlichkeit, sondern eine politische stupidität, welche mir, der ich mich zu einer zukünf- tigen practischen Wirksamkeit für berufen hielte, den hals brechen würde. graf kolowrat nahm hievon Anlaß, auf meine politische stellung, somit auf das ständewesen im Allgemeinen und auf dasjenige, was jetzt vor Allem zu geschehen hätte, überzugehen, er entwickelte sehr vernünftige Ansichten und discutirte mit mir beynahe Punct für Punct ein gesetz über Provincial- stände, wobey es sich manchmal herausstellte, daß ich royalistischer ge- sinnt sey als er. unsere unterredung dauerte über eine stunde, als sie durch kübeck unterbrochen wurde. doch glaube ich, gingen wir mit wechselseiti- ger Befriedigung aus einander. ich bestrebte mich absichtlich, hinsichtlich der vorgänge in italien den Anschein eines Alarmisten zu vermeiden, weil das der schlechteste Weg ist, eindruck zu machen, sagte ihm aber besonders hinsichtlich der ständischen verhältnisse die derbsten Wahrheiten, die er ganz gut aufnahm. Wer hätte noch vor 2 Jahren daran denken dürfen, nur die hälfte Alles dessen zu sagen, was ich dießmal sagte!? ich fand hier Briefe, Pakete etc. vor, die ich zum theile schon beantwor- tet habe, theils noch beantworten will, wegen herausgabe der ständischen Aktenstücke, sonstiger Brochuren in diesem sinne, Berichte aus Böhmen, mähren und steyermark und über den Bauernaufstand in steyermark und oberösterreich etc. ich habe jetzt vollauf zu thun, um das in 6 Wochen ver- säumte nachzuholen und die leitseile, welche seit so langer Zeit am Boden lagen, wieder zusammenzufassen und anzuziehen. übrigens wachsen die er- eignisse drohend heran, und es ist plötzlich finsterer ernst geworden. dabey erscheint dann manches, welches mir und uns Allen bis nun als sehr wichtig vorkam, gegenwärtig als eine kindische spielerey. in toscana ist ebenfalls eine constitution erschienen, in genua hat das militär mit dem volke fraternisirt, der könig von neapel aber hat, um die sizilianischen Wirren auszugleichen, englische und französische hülfe ange- rufen, denn sicilien scheint sich förmlich los reißen zu wollen. diesen Abend wurden mehrere der angesehensten Baissiers an der hie- sigen Börse arretirt, wenn nicht unausweichlich, so ein sehr ungeschicktes verfahren, indem dieß den gesunkenen staatskredit unmöglich aufhelfen kann, die 5 % stehen heute zu 101 Papier.1 1 gemeint ist die notierung der österreichischen staatsanleihen an der Wiener Börse.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
II
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
716
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

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  1. Tagebücher 1848–1853 7
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