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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume II
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5926. März 1848 die republik keine 14 tage mehr halten. heute kam schuselka zu mir her- ein gerannt, jubelnd und selig, er hat hamburg stante pede verlassen und ist hieher gekommen, um zu sehen, ob er nun hier bleiben kann. [Wien] 26. märz Abends schmachvolle nachrichten aus italien, in venedig hat sich ein governo prov- visorio konstituirt, und Palfy und Zichy haben eine capitulation unterzeich- net, kraft welcher alle deutschen truppen und Beamten die stadt räumen, nach triest sich einschiffen, die italienischen truppen, die ganze marine, welche sämmtlich zu den empörern übergingen, alle vorräthe, cassen etc. bleiben in venedig. Palffy ist bereits hier angekommen. das ganze land ist in Aufstand, in udine, treviso, Bassano, Brescia etc. die republik procla- mirt. mailand in voller insurrektion, odonnell gefangen, radetzky hat sich ins castell geworfen und bombardirt die stadt furchtbar, heute sagt man, er habe die stadt mit sturm genommen, plündern lassen und dann eine con- tribution auferlegt! gewiß thut der herrliche alte degen seine schuldigkeit. heute sind aus venedig bessere, jedoch unverbürgte, nachrichten da, die venezianer sollen wahrscheinlich aus furcht vor dem beutelustigen Pöbel selbst die truppen zurückgerufen haben, und Wimpffen soll mit dem regi- mente hess wieder eingerückt seyn. diese nachrichten haben mich und alle Welt erschüttert, die monarchie kracht an allen ecken, in ungarn wird es immer kritischer, in Pesth re- gieren die clubs, und es werden republicanische tendenzen laut, das ca- binett ist noch nicht zu stande gekommen, denn einestheils spannt louis Batthyány seine forderungen zu hoch (u.a. will er ein eigenes kriegsmini- sterium), andererseits unterminirt man ihn hier mit gewöhnlicher Perfidie, so daß es in einem Augenblicke wie dieser in ungarn eigentlich keine re- gierung gibt, die alte camarilla regiert im stillen noch immer, d.i. Apponyi, Josika etc., sie halten ihre conferenzen mit erzherzog ludwig etc. in Polen hat sich franz stadion gezwungen gesehen, die roboth mit einem male auf- zuheben, in Böhmen gährt es auch. rudolph stadion ist im gefühle seiner erbärmlichkeit abgetreten und will unter einer constitutionellen regierung nicht dienen. Wir aber haben in solchem momente kein ministerium. krieg und finan- zen unbesetzt!! Äußeres und Justiz von unpopulären menschen besetzt, das neu errichtete unterrichtsministerium ebenfalls noch nicht besetzt, und was das Ärgste ist, neben diesem „verantwortlichen“ ministerium eine unzahl unverantwortliche rathgeber und einen detto staatsrath, und zwar Alles die alten schlafhauben: erzherzog ludwig, hartig, Windischgrätz, münch, Pilgram, Pipiz etc., das muß Anders werden, und sollte es, was freilich be- denklich wäre, eine abermahlige emeute kosten, denn auf diese Art geht
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
II
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
716
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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