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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume II
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Tagebücher92 Wenn nur der kaiser nicht zurück kehrt, ehe der bisherigen Anarchie to- tal abgeholfen ist, die universität muß geschlossen, die studenten und alle fremde weggeschickt, die academische legion aufgelöst werden, die meu- terische Artillerie muß man decimiren und eine energische sicherheitspoli- zey entstehen. dabey aber muß man stehen bleiben, nur keine reactionären maßregeln, ja wäre ich minister, ich würde noch um einen schritt weiter gehen und für diesen constituirenden reichstag direkte Wahlen geben, wir bekämen da eine kammer so conservativ als wir sie brauchen könnten, und vielleicht noch mehr. ich zittere nur für die Provinzen, namentlich für Böhmen, ich erhielt heute ein Paket von fritz deym, seine nachrichten sind trostlos, ebenso ein Brief von gabrielle vom 17., sie ist am 18. früh nach sellowitz. Alles flüchtete aus Wien, man erwartete die republik oder erzherzog Johann als kaiser!1 Wäre ich am 15. noch in Wien gewesen, so wäre ich minister geworden und hätte, wahrscheinlich ohne erfolg, meine haut und meine reputation zu markte getragen. ist es eine fügung des schickals, daß ich eben abgereist war? Bin ich zu größren dingen vorbehalten? – – An der seite des kaisers wäre jetzt ein schöner Platz für mich, wenn er nämlich in tyrol bleibt und festigkeit zeigt, was ich aber leider bezweifle. mit allen diesen quälenden gedanken im kopfe muß ich mich dennoch mit der hiesigen Arbeit abmühen. da nun die Prüfung der Wahlen in mei- ner Abtheilung beendet sind [sic], war heute früh die erste sitzung des cen- tralausschusses (gebildet aus den vorsitzenden aller 15 Ausschüsse), wobey eisenmann und ich zu secretärs gewählt wurden, es also wieder viel zu ar- beiten gibt. um 11 war die dritte öffentliche sitzung, sie war wieder stür- misch. der raveaux’sche Antrag wegen feststellung des verhältnisses der nationalversammlung zu den übrigen deutschen (constituirenden und an- deren) kammern, also eine lebensfrage für uns, war an der tagesordnung.2 1 Am 25.5.1848 antwortete Andrian seiner schwester (k. 114, umschlag 662): „Wie mich die Wiener ereignisse […] erschüttert haben, kannst du dir denken, es ist jetzt Alles in frage gestellt, mich freut nur der umschwung in der öffentlichen meinung in Wien seit der Ab- reise des kaisers, da sieht man, wie tief doch noch das monarchische Princip in den Wienern wurzelt, wenn man das jetzt zu benützen verstünde, so könnte noch Alles gut werden, nur soll man um gottes Willen nichts von dem zurücknehmen, was man am 15., wenn auch gezwungen, bewilligte. das Wort des kaisers muß heilig seyn, und am ende ist es auch kein Unglück, eine constituirende Versammlung, unter dem Einflusse der jetzigen Stimmung ge- wählt, macht mir absolut keine sorge […] ich zitterte Anfangs, daß man mich nach Wien be- rufen würde, jetzt, d.h. seitdem ich die veränderte stimmung Wiens erfahren habe, würde ich es sogar wünschen, denn jetzt habe ich wieder hoffnung des gelingens, wenn man energie und doch keine reactionsgelüste zeigt. die Aristokratie hat sich wieder ganz stupide benom- men und sich vollends vernichtet durch diese allgemeine flucht, jetzt gebe auch ich sie auf.“ 2 der Antrag des kölner Abgeordneten karl raveaux wurde ausgelöst durch die Aufforde-
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
II
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
716
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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