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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume II
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14125. Juli 1848 [frankfurt] 25. Juli Abends Wir haben jetzt einige interessante sitzungen gehabt: die eine über deutschlands auswärtige verhältnisse, wo die linke wieder ihre sympa- thieen für frankreich auskramte, übrigens war die debatte im ganzen sehr würdig gehalten, unsere versammlung hebt sich immer mehr. das ministerium zeigt den besten Willen, obwol es bis jetzt eigentlich bloß aus schmerling und Peuker besteht, fast in jeder sitzung steigt schmerling auf die tribüne und erzählt, was er Alles seit der letzten sitzung schö- nes und Vortreffliches gethan, er besitzt Klarheit, Muth und Unbefangen- heit der Auffassung, doch imponirt er nicht und ist überhaupt nicht à la hauteur seiner stellung. Peuker hat sich bis jetzt noch gar nicht verneh- men lassen. die vervollständigung des ministeriums kann erst nach der rückkehr des reichsverwesers erfolgen, und diese ist nun leider wieder aufgeschoben, bis jetzt ist soviel gewiß, daß duckwitz handels-, mathy fi- nanzminister wird, für den Premier (welchen schmerling gerne ganz be- seitigen und selbst de facto premier bleiben möchte) und das Auswärtige haben wir noch niemand. Auch die unterstaatssekretaire haben wir nun schon so ziemlich beysammen, wobey ich stark mitgeholfen habe. von mir spricht man in der stadt und in Zeitungen als reichsgesandten nach Pa- ris, woher das gerücht kommt, weiß ich nicht, es wäre mir dieses ganz er- wünscht, wiewol ich lieber das Portefeuille des Auswärtigen übernehmen würde, was aber schon deßwegen unmöglich ist, weil dann 2 oesterreicher die wichtigsten ministerien inne hätten. ich habe mir hier, ohne es selbst zu wissen wie?, eine reputation von milde und versöhnlichkeit gemacht, welche mir viele freunde und kaum einen einzigen feind erworben hat. das hat wohl darin seinen grund, daß ich mich bisher noch sehr wenig ausgesprochen habe, was wieder darin liegt, daß mein interesse an der ganzen sache mehr ein beobachtendes, zuwartendes ist. es wird mir im- mer klarer, daß ein Anschluß (recte Aufgehen) oesterreichs an deutsch- land, sowie man sich ihn hier denkt, der untergang der österreichischen monarchie wäre, und den will ich nicht, wenigstens nicht so lange ich lebe, oft kömmt mir vor, als sey ich dazu bestimmt, der letzte oesterrei- cher zu seyn, die monarchie noch einmal zu einem kräftigen glänzenden Aufschwunge zusammenzufassen – auf wie lange? wird sich dann zeigen. meine rolle kann dann eine große, historische werden, in einem einigen deutschland wird und muß sie eine untergeordnete bleiben. ich erwarte die rückkunft Wessenberg’s, welcher auf einige tage nach freiburg nach hause gegangen ist, um diesen gegenstand gründlich mit ihm durchzu- sprechen, denn seine Ansicht als die des vielleicht competentesten ist mir sehr wichtig, und hierauf werde ich es mir dann überlegen, ob und welche schritte zu thun sind.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
II
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
716
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
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  1. Tagebücher 1848–1853 7
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