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geld gefüllten taschen unter sie aus, sonst waren noch eine menge anderer
Waaren vorhanden: nilpeitschen, lanzen und Pfeile aus nubien (welche
hier, so wie schilde aus thierhäuten, überall zum verkaufe ausgebothen
werden, ebenso kurze keulen aus ebenholz, eine Art von paños von le-
der und Perlen, als full dress einer nubierinn), gummi, straußenfedern,
elephantenzähne in ochsenhäuten, stöcke aus tamarindenholz etc., wir
kauften einiges.
Wie der orientale überall den namen gottes einmischt, so sagt er z.B.,
wenn ihm ein Preis geboten wird, den er nicht annehmen kann, nicht nein,
sondern eft’ Allah, d.h. gott wird mich mehr bekommen lassen. Alles aber
läuft mit der größten lebhaftigkeit und geschrey, aber immer freundlich
und höflich ab.
von dort fuhren wir in dem kleinen Boote eine strecke weiter. da mo-
hammed aber mehrere kameele am ufer sah, schlug er uns vor, auf diesen
nach den cataracten zu reiten, und wir nahmen es an, bestiegen demnach
4 kamehle und wanderten durch die Wüste nach dem etwa 1 1/2 stunden
entfernten Abusir, einem felsen mit der Aussicht über eine meilenlange
strecke von felsblöcken und strömungen, welche so dicht an einander lie-
gen, daß man von dem einen zum andern springend beynahe den ganzen
fluß übersetzen könnte, es ist ein eigenthümlicher Anblick.
Wir fanden dort die Bevölkerung jener 3 Boote, nämlich 3–4 englische
gentlemen und eine recht hübsche frau, mrs. West, welche 5 Wochen hier
zuzubringen den muth hat, während derer ihr gemahl eine Jagdtour nach
und über dongola machen will, er besuchte uns später an Bord, und ich
konnte ihm mit hülfe meiner Berghaus’schen karte manche gute Auf-
schlüsse geben.
Im Ganzen sind diese Engländer, die man überall findet, eine wahre
Plage, sie bekritzeln und verunstalten Alles mit ihren vulgären nahmen
und laufen dutzendweise einer hinter dem andern her, um ihren murray
zu constatiren, aus dem sie all ihr Wissen schöpfen, und da muß dann ein
dreyzehnter, welcher zufälligerweise kein engländer ist, oft wider seinen
Willen mitlaufen. von einem individuellen interesse an diesem oder Jenen
(wie ich es z.B. an den gegenwärtigen sitten, Zuständen, Ansichten etc. der
Bevölkerung weit mehr als an den ewig sich wiederholenden ägyptischen
monumenten nehme) ist bey ihnen keine rede.
ich fand das reiten auf kamehlen weit weniger unangenehm, als ich
gedacht hatte, und bin froh, einen vorgeschmack meiner Wüstenreise be-
kommen zu haben.
nach einem zweyten Besuche bey der caravanenstation, wo noch mehre-
res eingekauft wurde (was ich suchte, Papageien und ähnliche Bestien, war
nicht vorhanden), kamen wir um 3 wieder an Bord.
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Tagebücher 1839–1858, Volume III
- Title
- „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
- Subtitle
- Tagebücher 1839–1858
- Volume
- III
- Author
- Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
- Editor
- Franz Adlgasser
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78612-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 476
- Keywords
- Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
- Category
- Biographien