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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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Page - 83 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

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8314. April 1854 in kürzester Zeit werden, dazu bin ich fest entschlossen, so oder so. es thut mir daher einige ruhe und Zeit zur überlegung noth. Am 10. erhielt ich die fehlenden 2 Posten, Briefe und Zeitungen aus europa bis mitte märz, welche mir von Alexandria über smyrna nachgeschickt worden waren, und habe mit Beantworten, Zeitungen lesen etc. zu thun gehabt. die franzosen schiffen ihre truppen bereits in der türkey aus, die eng- länder folgen nach, napier hat den sund passirt, eine kriegserklärung ist aber noch nicht erfolgt. Preußen agitirt sich, um jetzt noch, da es zu spät ist, zu vermitteln, und scheint zu rußland hinüberzuneigen und auch uns in diesem Sinne zu influenziren. Wenigstens scheinen wir weniger kampf- lustig als vor 14 tagen und reden viel mehr, als nöthig und würdig ist, davon, „mit Preußen hand in hand zu gehen“ – !? daneben gehen mysteri- öse dinge vor: l. napoleon kokettirt mit den italienern, Breniers sendung dahin, die Bonapartischen Prinzen, die unterhandlungen mit der schweiz und die neuen Polenhoffnungen, il y a là du louche, und beweist immer mehr, daß kein mensch wissen kann, was die ganze sache noch für eine Wendung nehmen mag.1 unsere inneren Zustände sind so zerrüttet als je, das Agio auf 35! da sind wir dann freylich nach Außen in jeder Beziehung paralysirt. ich aß neulich bey gödel en tête-à-tête mit ihm und seiner frau, machte dann einen schönen spaziergang mit ihm zu dem sogenannten taubenfel- sen, wo man eine herrliche Aussicht über die küste bis sidon und sur (ty- rus) hat. er ist, wie mir scheint, ein sehr unterrichteter und gescheidter Mann, aber, obwohl er immer das Gegentheil versichert, ein eingefleisch- ter Bureaukrat mit allen seinen ränken, insinuationen etc., von denen ich besonders in Beziehung auf Pizzamano ein paar widerliche erfahrungen machte. mir macht der mann übrigens die cour, wahrscheinlich weil er voraussetzt, ich sey ein freund Brucks. die stellung unserer consuln ist allerdings eine ungenügende bey uns, namentlich im vergleiche zu denen anderer mächte, schlecht bezahlt, wenig von oben unterstützt (eine Besserung ist ihre Zuweisung an das ministerium der auswärtigen Angelegenheiten allerdings2), wenig Avancement durch die noch viel zu geringe Anzahl besoldeter consulate etc. und ihre Ausschlie- 1 der französische spitzendiplomat Alexandre Brenier de renaudière erkundete während einer italienreise vom dezember 1853 bis februar 1854 unter anderem die Bereitschaft der turiner regierung zur teilnahme an dem zu erwartenden krieg gegen russland im orient. die weiteren von Andrian gemachten Aussagen über politische vorgänge beziehen sich auf die vielen im vorfeld des Ausbruchs des krimkriegs kursierenden medienberichte und gerüchte. 2 Worauf sich Andrian hier bezieht, ist unklar, die konsulate kamen erst 1859 aus der Zu- ständigkeit des handels- in jene des Außenministeriums.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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