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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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1693. April 1855 gangen war als anderswo, und wo der jetzige despotismus die tagespresse niederhält, wenden sich alle ausgezeichneteren geister tiefern politischen studien zu, ein gleiches geschieht in deutschland, und allenthalben prae- dominirt eine und dieselbe richtung, nämlich die der reaction gegen die idee des absoluten staates (sey nun seine form welche immer), ein Zu- rückkehren auf das historische, ein Wiederzuehrenkommen des aristocra- tischen germanischen Principes, des selfgovernment, gegen die brutale, nivellirende, democratisch absolute centralisation. Auch bey uns, wo die regierung gerade den entgegengesetzten Weg eingeschlagen hat, hoffe ich und schließe ich aus so manchem, daß diese richtung bald für immer ab- gethan seyn wird, ein, wenn auch nur geringfügiges, Anzeichen dieser um- kehr finde ich unter andern darin, daß die Jugend gegenwärtig dem Staats- dienste ebenso eifrig ausweicht, als sie ihn früher suchte, überall zeigt sich nun mangel an Aspiranten. der konstitutionelle Absolutismus der 30 Jahre vor 1848 war ein ebensolches unding wie der brutale eines menschen, und das fängt man jetzt an einzusehen. es hat manchen Anschein, daß england die französische Allianz nach und nach überdrüssig zu werden anfängt, je größere dimensionen der landkrieg annimmt, desto mehr tritt natürlich frankreich in die erste reihe, was england natürlich nicht angenehm seyn kann, und louis na- poleon, der jetzt wirklich die majorität seines landes hinter sich hat, wird aus ebendiesem grunde täglich kriegslustiger. diese divergenz kann noch zu den sonderbarsten resultaten führen. Am besten könnte diese franzö- sische Präponderanz durch unseren energischen Beytritt neutralisirt wer- den, sollten wir aber den fehler begehen, diesen beginnenden Zwiespalt jetzt schon und zwar im interesse des friedens zu exploitiren und auf diese Weise frankreich zu isoliren, so müssen wir uns bey dem abenteuerlichen character l. napoléons und bey der eigenthümlichkeit seiner stellung auf die unberechenbarsten sprünge gefaßt machen, u.a. auf ein plötzliches umschwenken auf die seite rußlands, ob man bey der hier herrschenden friedenssehnsucht Alles dieses bedenkt? ist sehr die frage, daß wir nach der hand, d.i. nach dem frieden, die morsche anglo-französische Allianz zu sprengen und uns enger als je mit england zu verbünden trachten müssen, leidet übrigens nicht den mindesten Zweifel. [Wien] 3. April ich fühle zuweilen eine unglaubliche sehnsucht nach einer wenn auch nur kurzen luftveränderung, um mich aufzufrischen. hier fühle ich mich alt werden und zusammenschrumpfen, es ist ein eigenthümliches gefühl der Bangigkeit und muthlosigkeit. Aber ich kann mich nicht entschließen, un- ter alte, sogenannte gute Bekannte zu gehen, wo ich reden, beantworten,
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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