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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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19729. Juli 1855 Zeit in ischel oder münchen todtschlage, vielleicht meint er, ich solle selbst nach england gehen, und kann ich es mit ehren und Aussicht auf erfolg thun, so bin ich mit vergnügen dazu bereit. Banquier meyer, ein grundgescheidter mann, ist von Wien hier,1 er sagt mir, daß Bruck noch immer von der unmöglichkeit spricht, eine große fi- nanzoperation zu unternehmen, solange er nicht wisse, ob krieg oder frie- den? so weit waren wir aber auch schon vor der reduction,2 es scheint also, daß in politicis noch immer die alte ungewißheit herrscht. sein erstes Au- genmerk scheint übrigens auf herstellung der valuta gerichtet, und als er- stes mittel dazu will er die Zahl der circulirenden Banknoten reduciren, den Anfang hat er bey der Bank schon gemacht. das kann große calamitäten ge- ben, denn ich glaube nicht, daß 400 millionen Papiercirculation als einziges medium für uns zu viel seyen, er aber und mayer glauben es. Jedenfalls aber müßte gleichzeitig für creditinstitute gesorgt werden. Änderung unseres elenden Besteuerungssystems hauptsächlich durch er- höhung der indirecten Besteuerung wäre die hauptsache, daher z.B. Auflas- sung des tabakmonopols, zugleich aber verminderung der Ausgaben durch Änderung des verwaltungssystems und einschränkung und bessere reguli- rung des militäretats, in dem es heillos zugeht. ich sprach diese tage viel mit Zurhein und anderen bayerischen Politi- kern. Alles ist per la vita österreichisch gesinnt ohne weitere arriérepensée, gegen Preußen mit oesterreich, wohin dieses auch gehe, und darüber dürfte im nächsten landtage vonder Pfordten stürzen, dessen verletzte eitelkeit über Buol’s schlechten empfang letzten Winter ihn preußisch gemacht hat. der könig hält fest zu diesem und ist ganz in dönniges’s hand und möchte gerne im nothfalle eine andere verfassung octroyiren, wird es aber nicht wagen, doch sind darüber schon fühler ausgestreckt worden, er ist schwach, eitel und wird von den bedrohten seiten her mit schreckbildern von repu- blik etc. (!) geängstigt. die Jämmerlichkeit der zusammengeflickten Bundesverfassung wird tief gefühlt und beklagt, aber wer soll helfen? die 2 großmächte neutralisiren sich gegenseitig, und die mittelstaaten, d.h. ihre regierungen fühlen, daß sie sich durch eine kräftigung des Bundes schwächen, freylich auch ihre exi- stenz sichern, aber so weit sehen sie nicht, in den würtembergischen kam- mern ist so eben ein Antrag auf volksvertretung im Bundestage gestellt wor- den. mittlerweilen frißt die democratie und die organisirte demagogie, d.i. die Bureaukratie immer weiter, in Preußen und oesterreich wie in den klein- 1 Wohl der Wiener Bankier Johann stametz-mayer (-meyer). 2 die im Juni 1855 angeordnete reduktion des Armeestandes um 140.000 mann.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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