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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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Page - 211 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

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21110. September 1855 befriedigen, und stücke, welche einen geistig anregen. Alles Andere ist stümperey, namentlich ist das théatre français das erste theater der Welt. sonst habe ich wenige Bekannte gefunden, die Pariser sind auf dem lande oder auf reisen, der große Zug der fremden ist mit der königinn victoria verschwunden.1 Bisher habe ich von unserer gesandtschaft bloß ottenfels gesehen, hübner ist unpäßlich auf dem lande, sonst sah ich die Brüder Buseck, czoernig, frau v. schwarz, Buscheck etc. gabriele neuwall sah ich am Abende meiner Ankunft im vaudeville, wo man die filles de marbre gab, unter den obwaltenden Verhältnissen hielt ich es für angezeigt, keine notiz von ihr zu nehmen, um so mehr, als ich ihr bereits in Wien meine hiesige Adresse gegeben hatte, sie hat mir seit- dem kein lebenszeichen zukommen lassen, und ich schließe daraus, daß ich wohl that, sie nicht zu bemerken, da ich sie seitdem nicht sah, denke ich, wird sie wohl abgereist seyn. gabrielli ist abwesend, bath mich aber schriftlich, ihm zu sagen, wann ich ihn zu sehen wünsche, ich habe ihm die Zeit zwischen dem 15. und 20. dieses monats angegeben. mittlerweilen will ich mich hier umsehen und ein wenig orientiren, was nicht leicht zu seyn scheint, denn es ist die tollste, confuseste Abenteuerwirthschaft von der Welt, wie es scheint. Alle schwindler, alle robert macaires von europa schaaren sich hier um ih- ren großmeister louis napoléon, und für den Augenblick mit dem glän- zendsten erfolge. crédit mobilier, schwindelhafte unternehmungen aller Art tauchen auf und machen bis jetzt brillante geschäfte, und auf diese momentane Prosperität stützt sich die regierung l. napoléons, auf sonst nichts, eine Partey im lande hat er nicht. da ich nun, ziemlich gegen meine neigung, durch Bruck in dieselbe rich- tung gedrängt wurde, so ist dieses eine ursache mehr, um mich hier in dieser Beziehung genau umzusehen. Bruck will nun eine filiale des hiesi- gen crédit mobilier nach oesterreich ziehen und klopft überhaupt an allen thüren und nicht immer mit gehöriger vorsicht und Auswahl, daß man aber, wenn man das geld des occidents haben will, sich auch an die Politik des occidents anschließen wird müssen, begreift er bis jetzt noch nicht. heute früh kam die nachricht von der einnahme des malakoffthurmes,2 heute Abend die von der einnahme des südlichen theiles von sebastopol, 1 königin victoria hatte im August 1855 den Besuch von kaiser napoleon iii. vom mai erwi- dert. 2 die festung malakoff, eine der Befestigungsanlagen vor sebastopol, wurde am 8.9.1855 von französischen truppen unter Aimable Pélissier, später duc de malakoff, eingenom- men. darauf erfolgte die räumung der stadt durch die russen. in den folgenden Jahren wurden zahlreiche massive Ziegeltürme, etwa fördertürme im ruhrgebiet, als malakoff- türme bezeichnet.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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