Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
Page - 242 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 242 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

Image of the Page - 242 -

Image of the Page - 242 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

Text of the Page - 242 -

Tagebücher242 ein diplomatischer Bruch schien unvermeidlich, wenn man auch deßwegen noch nicht an krieg glaubte, die ungarischen Altconservativen, diese lächer- lichste und abgenützteste aller Partheyen, fand wieder einen willkommenen Anlaß, demonstrationen zu machen und über den bevorstehenden Bruch mit rußland zu heulen. da kam plötzlich am 16. Abends eine telegraphische de- pesche: rußland nehme unsere Propositionen einfach und ohne vorbehalt an. der kaiser posaunte dieses sogleich auf dem kammerballe aus, und noch in derselben nacht stiegen alle Papiere in einem unglaublichen maaße, seit- dem herrscht friedensjubel und friedenssicherheit, man unterhält sich nur mehr, wo die conferenzen eröffnet und wer dazu bestimmt werden solle? und der himmel hängt voller geigen.1 ich meinerseits habe im ersten Augenblicke nicht geglaubt und glaube noch jetzt nicht, daß der friede so nahe sey. rußland hat unsere Propositio- nen als Basis der zu eröffnenden unterhandlungen angenommen, da läßt sich dann noch viel chicaniren, und es gibt noch der fragen genug, z.B. die integrität des türkischen reichs, die europäische garantie desselben, die gegenforderungen rußlands etc., welche noch zu erörtern sind. ich kann es mir nicht denken, daß rußland nach den geringen resultaten, welche seine gegner bisher errungen haben, sich zu einem so demüthigenden frieden herbeylassen sollte, und selbst wenn kaiser Alexander, wie es heißt, per- sönlich und durch den einfluß der beyden kaiserinnen2 für den frieden gestimmt ist, kann ein rückschlag, ja sogar eine gewaltsame katastrophe bey der exaltation, welche in rußland herrscht, und der offenen opposition des großfürsten constantin leicht eintreten. dazu kömmt, daß england, welches natürlich unter dem gefühle seines durch seine bisherige erfolg- lose kriegführung gesunkenen Ansehens nicht für den frieden seyn kann, über diese Annahme von seiten rußlands wüthend ist, und louis napoleon, wenn er auch hier den friedliebenden spielt, ist, wie ich allen grund habe zu glauben, aus dynastischen und persönlichen ursachen im herzen ebenso kriegerisch wie england, nur hier und in den kleinen deutschen staaten herrscht eine aufrichtige friedenshoffnung. Wir müssen nun die Ankunft des couriers abwarten, welcher die russi- sche depesche bringen wird, da wird sich wohl manches Wenn und Aber 1 ein österreichischer friedensvorschlag, basierend auf dem vierpunkteprogramm der Westmächte (vgl. eintrag v. 9.12.1854), war am 28.12.1855 in sankt Petersburg überge- ben worden. nachdem die erste russische Antwort unbefriedigend war, drohte österreich ultimativ mit dem Abbruch der Beziehungen am 18.1.1856. Am 16. Jänner nahm darauf russland den österreichischen vorschlag an. die friedensverhandlungen begannen am 25. februar in Paris, der friedensvertrag wurde am 30. märz unterzeichnet. 2 die mutter Alexandra feodorovna (Prinzessin charlotte v. Preußen) und gattin maria Alexandrovna (Prinzessin maria v. hessen-darmstadt) von Zar Alexander ii.
back to the  book „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III"
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“